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Besuch auf Marienhöhe

Feierabend, Foto: Gerd Carlsson

Ende Oktober, nachdem unser Acker endlich fertig war, bin ich noch mal nach Marienhöhe gefahren. Dort gibt es von April bis Oktober monatlich eine öffentliche Hofführung. Ich hatte Lust noch mal einzutauchen in die Atmosphäre dieses wundervollen Ortes und mit einigen unserer Partner von der Hofgemeinschaft ins Gespräch zu kommen.

Das Hauptthema der Führung war die Schweinehaltung. Für mich als langjährigen Vegetarier nicht so interessant aber für die Fleischesser unter euch auf jeden Fall : wenn schon Schweinehaltung, dann so ! Die Tiere haben jederzeit Auslauf im Freien wo sie in der Erde wühlen und sich suhlen und scheuern können. An diesem trüben, feuchten Oktobertag haben sie allerdings nicht allzuviel Gebrauch davon gemacht, sondern mussten mit Eicheln aus ihrer gemütlichen Hütte gelockt werden. Schweine sind sehr reinliche Tiere, die nicht alles kreuz und quer vollscheißen, das gewöhnen sie sich erst in der Massentierhaltung an, weil sie dort weder eine Intimsphäre haben noch ihren natürlichen Bedürfnissen nachgehen können. Es gibt nirgendwo Gestank, wer schon mal den Geruch von Gülle in der Nase hatte weiß wovon ich rede. Stattdessen wird man vom Duft frisch gedämpfter Kartoffeln empfangen, wenn man den Stall betritt.

Es wird kein Futter zugekauft, ein wichtiger Grundsatz der biologischen Wirtschaftsweise. Auf dem Hof leben nur so viele Tiere, wie von den eigenen Flächen ernährt werden können. Es wird auch kein Futter verkauft. Der größte Teil der Ernte bleibt auf dem Hof, als Futter und Einstreu für die eigenen Tiere. Nur Getreide, Kartoffeln, Gemüse, Fleisch und Milchprodukte für die menschliche Ernährung verlassen den Hof. Der Dung der Tiere wird nach entsprechender Vorbehandlung wieder auf die Felder ausgebracht, wo er in Kombination mit mehrjährigem Kleegras und anderen Gründüngungspflanzen den Boden fruchtbar hält. Hier spiegelt sich das Leitbild des geschlossenen Kohlenstoffkreislaufs, aber das ist schon wieder ein neues Thema.

Es gibt auch eine kleine Kuh Herde auf dem Hof. Wunderschöne rotbraune Tiere mit imposanten Hörnern. Genauso wie bei den Schweinen nicht die Schwänze entfernt werden, behalten die Kühe ihre Hörner. Diese sonst üblichen Prozeduren sind für die Tiere sehr schmerzhaft und sie sind für den Rest ihres Lebens traumatisiert. Ich hab Anfang der neunziger Jahre auf einem Biohof gearbeitet, der zum Aufbau der Milchvieherde Rinder aus konventioneller Haltung zugekauft hat. Die Tiere waren enthornt und allesamt Verhaltensgestört!

Die Kühe waren grad von der Weide zurückgekehrt und die Stimmung im Stall ist schwer in Worte zu fassen, es wäre ein guter Ort zum meditieren J. Es duftet nach frischem Heu und an Geräuschen gibt es nur das Atmen und Kauen der Tiere. Imposant ist auch das Alter einiger Kühe. Die älteste ist 2005 geboren und sieht noch immer sehr gesund und kräftig aus, die Jahrgänge 2007 und 2008 sind noch recht stark vertreten. Solange können Kühe in einer konventionellen Milchviehhaltung gar nicht überleben.

So kann Tierhaltung also auch sein…

Gute Entscheidungen wünscht euch Gerd