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Pflanze der Woche: Fonio

Die meisten Menschen haben noch nie von Fonio gehört, geschweige denn haben sie ihn gekostet. Fonio ist ein Getreide das auf etwa 300.000 Hektar in West-Afrika angebaut ist und dass wahrscheinlich das am frühesten in Afrika domestizierte Getreide ist. Meistens wird Fonio zu den Hirsen gezählt und das ist auch insofern richtig, als Hirse im Deutschen eigentlich nur Getreide mit kleinen Körnern bedeutet.

Fonio hat von allen Hirsen die kleinsten Körner. Im Gegensatz zu den „großen“ Getreiden hat Fonio in der Vergangenheit kaum Aufmerksamkeit von Seiten der Agrarforschung erhalten und zählt zu Recht zu den sogenannten „Orphan Crops“, also „verwaisten Kulturpflanzen“. Das hat sehr viel mit seiner Wahrnehmung durch die Europäer zu tun. Im englischen heißt Fonio „hungry rice“ – Hungerreis. Wahrscheinlich wurde Fonio so genannt, weil es nur recht geringe Erträge/Hektar erzielt. Diese Wahrnehmung des Fonio geht aber an der Wahrnehmung der Menschen, in den Gebieten in denen Fonio angebaut wird, total vorbei. Fonio wird in Westafrika als Delikatesse angebaut und war in manchen Gebieten exklusiv reserviert für den Adel. Auch heute noch ist Fonio auf dem Markt vergleichsweise teuer und wird oftmals zu Festessen gereicht. Wie bedeutsam der Fonio kulturell war, kann man vielleicht daran ersehen, dass in der Mythologie der Dogon das ganze Universum aus einem Foniokorn wuchs.

Fonio (Digitaria exilis & Digitaria iburua)

Regelrecht phänomenal ist seine extrem kurze Wachstumszeit bis zur Ernte. Nach nur 6-8 Wochen kann der Fonio bereits geerntet werden. Im Falle einer Dürre oder anderweitigen Missernte säen Bauern häufig noch Fonio auf den eigentlich für andere Getreiden reservierten Äcker. Wo andere Getreide versagen, kann der Fonio noch seinen vollen Ertrag bringen. Man findet ihn sogar auf Flächen auf denen sogar Maniok Schwierigkeiten hätte.

Seit einigen Jahren ist der Fonio in der EU zum Handel als Nahrungsmittel zugelassen. Vielleicht erlebt er ja eine ähnliche Renaissance als „Superfood“ wie einige andere alte Getreide. Wichtiger wäre es wohl in seine Erforschung und den Anbau in den Herkunftsländern zu investieren um zu gewährleisten, dass diese wichtige pflanzliche Ressource nicht verloren geht und weiterhin der Ernährung der Menschen in Westafrika dienen kann.

Mehl aus Fonio

Fonio ist ein kleines Gras das nur etwa 50cm hoch wird. Häufig findet man noch Sorten bei denen die Körner selbst ausfallen, was natürlich die Ernte schwierig macht. Verwendet wird Fonio häufig als eine Art Couscous. Der weiße Fonio wird auch verwendet um ein wohlschmeckendes Bier zu brauen.

Auf dem Weltacker geht der Fonio mit etwas über einem m² ein. Bisher bauen wir ihn aber noch nicht an, sondern schlagen seine Fläche den anderen Getreiden zu. Selbst wir auf dem Weltacker geben diesem alten und interessanten Getreide also nicht die ihm gebührende Wertschätzung. Aber mal sehen, vielleicht probieren wir ihn ja mal aus in den kommenden Jahren…