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Rauschendes Fest im Regen

Sehnlichst erwartet seit Wochen kam ein wenig Regen pünktlich zur Saisoneröffnung auf dem Weltacker nieder. Für Freudentänze war es zwar noch ein wenig zu kühl, aber dem Fest tat er letztlich keinen Abbruch.

Eröffnet wurde unser erstes Ackerfest von Barbara Dieckmann, der ehemaligen Präsidentin der Welthungerhilfe. „Wir leben in gefährlichem Überfluss und dennoch geht der Hunger auf der Welt nicht zurück, sondern ist in den letzten Jahren sogar wieder angestiegen!“ fasste sie die Weltlage zusammen. Der Weltacker vermittle vielen was die Ursachen und die Lösungen des Problems sind.

Barbara Diekmann eröffnet das Fest, foto: Julie Rothenbusch

Isabell Keil, die Direktorin des Botanischen Volksparkes, lobte den Weltacker ebenfalls als ganz besondere Attraktion, die auch in der künftigen Planung des Parkes eine prominente Rolle spielen soll. Das hatten auch die Vertreter des Bezirksamts und des Senats in der vergangenen Woche betont.

Der Einstieg ins Kulturprogramm war ein grosses Fressen: Chips und Junkfood in Menge genauso wie Worthülsen aller Art servierte das spontane Zeitungstheater von „foodjustice“, das sich dem Thema der Syndemie und den inneren Zusammenhängen von Über- und Unterernährung und Erderwärmung widmete.

Gespräch mit Kenia, Foto: Virginia Boye

Danach ging es per „Zoom“ nach Gilgil in Kenia, wo Daniel Wanjama von den dortigen Seed Savers zusammen mit Bäuerinnen und Bauern uns eines der acht 2000 m² Felder vorführte, das sie dort betreiben. Es wird mit einer fast unglaublichen Vielfalt von Bohnen und Mais, Cassava und Süsskartoffeln, grünem Gemüse, dem ein deutscher Name fehlt, Gewürzen, Mangos und Bananen bepflanzt. Dazwischen tobten die Kinder, ein Hund jede Menge Hühner.

Das Saatgut erhalten und züchten die Seed Savers selbst. Auf die Regierung, die ihnen das in Zukunft nur noch eingeschränkt erlauben will und zudem ein neues Gesetz zum Verbot des Einsatzes von Mist auf den Äckern plant. Daraus entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. Denn hier in Deutschland, wußten wir zu berichten, dreht sich der Streit um die Gülleverordnung darum, dass in den Regionen mit intensiven Tierfabriken zu viel Gülle auf die Äcker ausgebracht wird.

Mit den Bäuerinnen und Bauern in Gilgil wollen wir dieses Jahr einen regelmässigen und intensiven Austausch, auch von Schulen hier und dort führen.

Ackerwinden sollte man unbedingt für Bienen stehen lassen!

Blattschneiderbiene, Seidenbiene, Braunbürstige Hosenbiene, Holzbiene, Gehörnte Mauerbiene, Wespenbiene, Gemeine Furchenbiene, – Bunthummel, Wiesenhummel, Mooshummel, Steinhummel, Dunkle Erdhummel, Schmarotzerhummel, Felsen Kuckuckshummel … niemand kann so schnell so viele komplizierte und liebenswerte Namen samt ihren lateinischen Varianten vortragen wie unser geliebtes Fräulein Brehm, das auch bei dieser Eröffnung nicht fehlen durfte und uns in die unglaublich vielfältige Welt der wilden Bienen entführte, bis hin zu deren unentbehrlichen Nahrungsblüten. Ihr dringender Appell: Laßt wenigstens ein paar gemein Ackerwinden (Convolvulus arvensis) stehen! Denn nur von ihnen ernährt sich die Solitärbiene Systropha planides und schont auch den Gemeinen Natterkopf, von dem sich Osmia adunca, die Glänzende Natterkopf-Mauerbiene ernährt.

Leckeres Daal, Reis und Salat von WamKat und Team, foto: Julie Rothenbusch

Während beim Super-Food Workshop von Slowfood heimische Gesundheitsbomben aller Art verarbeitet und verkostet wurden und nicht nur die Kinder sich von unserer Super-Schminkerin Kay feinste Mandalas auf die Backe tupfen ließen kochten Wam Kat und seine Konsort*innen in grossen Töpfen herzerwärmende Suppen und reichten dazu das beste Biobrot von Berlin, das uns auch dieses Jahr das Märkische Landbrot geschenkt hatte. Es gab nicht nur Saatgut von der Ernte des letzten Jahres, sondern auch allerlei Jungpflanzen, die Gerd unser Weltgärtner, im Gewächshaus vorgezogen hatte.

Roter Klee auf unserem Acker, Foto: Virginia Boye

Auf dem Acker selbst war zwar noch nicht allzuviel zu sehen. Aber bis auf den Mais und die Exoten wie Reis, Baumwolle und Erdnüsse hat Gerd schon alle Saat im Boden. Die freute sich ganz besonders über den kleinen Landregen.

Enthüllt wurde schließlich unsere neue Bodenstation, an der Annika Huskamp, Gerd, Miriam und Benny in den letzten Wochen intensiv gearbeitet hatten. Jetzt ist ein ganzes Panorama des „Lebens im Untergrund“ zu sehen, gleich neben dem Kompost, der Wurmkiste, dem Bodenfenster und der Rotte der Sträucher und Erntereste des letzten Jahres. „Fruchtbarer Boden für Jahrtausende“, Gerds Leib- und Lebensthema hat jetzt endlich auch einen gebührenden Platz bekommen, an dem alle Zusammenhänge einmal aufscheinen.

Die Bodenstaion wird eröffnet, Foto: Virginia Boye

Es gab noch vieles mehr zu erleben am letzten Samstag, etwa das Flächenbuffet und unseren Flächenrechner mym2, die Ackerralley und das Ackerquiz. Aber irgendwann muss Schluss sein. Vielen Dank an alle, die mit geholfen haben, die gekommen sind und die mit uns gefeiert haben!

Wir hoffen, Ihr seit alle bei unserem Sommerfest dabei. Da wird der Regen dann noch etwas wärmer und der Acker in voller Blüte stehen….