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Landwirtschaft – Ernährung – Klima

Das Thema Klimaschutz ist in der Öffentlichkeit inzwischen allgegenwärtig – Grund genug, den Zusammenhang mit der Landwirtschaft und unseren Ernährungsgewohnheiten etwas näher zu beleuchten.

Unser Weltacker in Pankow zeigt: jeder Bissen hat seinen Ort (Foto: Volker Gehrmann)

Dass jeder Bissen einen Ort hat, an dem er gewachsen ist, gestaltet nicht nur diesen Ort, durch die Art und Weise wie dieser Bissen angebaut wurde. Es beeinflusst auch das globale Klima. Es macht einen Unterschied, ob der Acker mit Stickstoffdüngern aus der Fabrik gedüngt wird, die riesige Mengen an Energie für ihre Herstellung verbrauchen, oder mit Gründüngungsmischungen und Kompost. Beim Anbau von Klee/Grasgemischen und Luzerne erledigen die Knöllchenbakterien an den Wurzeln von Klee und Luzerne die Stickstoffversorgung des Bodens nebenbei, ohne zusätzlichen Aufwand.

In der klassischen Dreifelderwirtschaft ist das wichtigste Fruchtfolgeglied die Brache. Heute wird diese Brache – in der Biolandwirtschaft – begrünt mit mehrjährigen Klee/Gras/Luzernegemischen. Durch die starke Wurzelbildung werden große Mengen an organischer Substanz in die Erde gebracht. Die Wurzelrückstände sind die wichtigste Quelle für Bodenkohlenstoff. Dazu kommen die Stoffe, die von den Pflanzen in den Boden ausgeschieden werden. Neueste Forschungen belegen, dass 75 % der Assimilate, die von den Pflanzen in der Photosynthese aufgebaut werden, über die Wurzeln an die Bodenlebewesen abgegeben werden. Auch viele Bodenmikroorganismen betreiben Photosynthese und bauen organische Substanz im Boden auf.

Klee auf unserem Weltacker 2019

Humus ist kein Stoff, sondern ein Prozess. Organische Substanz wird ständig auf und abgebaut. Nicht nur auf dem Acker, auch unter Grünland oder Wald. Die Kunst in der Landwirtschaft besteht darin, dass die aufbauenden Prozesse immer etwas höher sein sollten als die abbauenden. Es gibt nur wenige landwirtschaftliche Kulturen, die aktiv zum Humusaufbau beitragen. Das Verhältnis dieser Kulturen zu den übrigen wird über die Fruchtfolge geregelt, also die Abfolge der verschiedenen Kulturen im Laufe der Jahre. Wenn die Humusbilanz einer Fruchtfolge positiv ist, wenn also mehr organische Substanz auf- als abgebaut wird, dann bleibt die Bodenfruchtbarkeit erhalten und es wird Kohlenstoff aus der Atmosphäre in den Boden gebracht.

Die Maßnahmen, die zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit führen sind die gleichen, die unsere Landwirtschaft klimafreundlich machen!

  • Anbau mehrjähriger Klee/Grasgemische
  • Anbau von Zwischenfrüchten: Der Acker soll immer grün sein, vor allem im Winter!
  • Kompostwirtschaft – sie schließt den oberirdischen Kohlenstoffkreislauf.
  • emissionsarme Kompostierung (nicht über 50 Grad Celsius, ausreichend Sauerstoff)
  • geregelte Fruchtfolge
  • sinnvolle Bodenbearbeitung, also nur so viel wie unbedingt nötig
  • Mulchwirtschaft (Bodendecke aus organischer Substanz)

Zusätzlich ist eine flächengebundene Tierhaltung eine wichtige Maßnahme, das heißt: Es werden nur so viele Tiere auf einem Betrieb gehalten, wie der Betrieb von seinen eigenen Flächen ernähren kann. Das verringert die Anzahl der Tiere, die in einem Betrieb überhaupt gehalten werden können und verhindert den Import von Kraftfutter aus Übersee und das Abbrennen der Wälder für die Vergrößerung der Sojaplantagen.

Soja von unserem Weltacker; Die Parzelle ist 156 m² groß auf unserem Acker und damit die viertgrößte!

Alle Lebensmittel, die wir verzehren, sollten möglichst regional und der Jahreszeit entsprechend sein, und es ist auch nicht verständlich, warum Kartoffeln für den Verkauf gewaschen werden müssen … und warum das in Italien passiert!

Auch die Verringerung der Lebensmittelverluste ist wichtig für den Klimaschutz. Denn für die Lebensmittel, die im Müll landen, werden die gleichen Ressourcen verbraucht wie für den Anteil, der verwertet wird. Dazu kommen die Emissionen durch die Entsorgung.

Die Treibstoffgewinnung vom Acker trägt nicht zum Klimaschutz bei, sondern fördert die Klimaerwärmung. Eine Studie über die Ethanolgewinnung aus Mais in den USA kam zu dem Ergebnis, dass zwei Drittel der Energie für den Anbau und die Verarbeitung gebraucht werden. Das restliche Drittel geht verloren durch die hohen Lachgasemissionen beim Maisanbau – Lachgas ist rund 300-mal klimaschädlicher als CO2. Ein Effekt für den Klimaschutz entsteht also nicht. Unser Energieproblem werden wir nur durch Energieeinsparung lösen, durch nichts Anderes.

Mais auf unserem Weltacker; die Parzelle beträgt ca. 245 m² und ist damit die zweitgrößte (Foto: Carsten Fischer)

Was heißt das alles nun für den Kleingarten?

  • Alle Gartenabfälle kompostieren!
  • Ideal sind beim Kompostieren Temperaturen bis maximal 50 Grad, besser 40 Grad Celsius – bei höheren Temperaturen steigen die Emissionen von Methan, Lachgas und Ammoniak stark an.
  • Auch ausreichende Sauerstoffzufuhr verringert die Emissionen und ist wichtig für die Qualität des Kompostes, denn: Düngen heißt den Boden beleben!
  • Für problematische Stoffe extra Kompost anlegen (z.B. Eichenlaub, Holz); holzige Abfälle bilden Dauerhumus.
  • Wenn möglich auch die Küchenabfälle zu Hause als Bokashi kompostieren und in den Garten bringen (zur Herstellung von Bokashi finden sich unzählige Anleitungen im Internet).
  • Menge und Herkunft des Fleisches überdenken, das jedes Jahr auf dem Grill landet: Es muss nicht jeder Vegetarier werden, weniger bedeutet nur weniger und nicht nichts!
  • Kein Kunstdünger! Darin liegt das größte Potential zur Energieeinsparung im Kleingarten. Ersatz von Mineralstoffen durch Gesteinsmehl
  • Winterzwischenfrüchte (Gründüngungsmischungen) und Klee in die Gartenfruchtfolge integrieren!
  • Im Einzelfall immer wieder abschätzen, wieviel Bodenbearbeitung nötig ist: Es muss nicht immer Umgraben sein!
  • Bodenbedeckung (Mulch) mit organischem Material spart Wasser, belebt den Boden und baut Humus auf.
  • Das Bodenleben ist ein wichtiger Teil der organischen Masse des Bodens.
  • Selbstversorgung aus dem Garten macht Spaß, schmeckt gut und spart Emissionen – regionaler und frischer geht nicht!
  • Das Erstellen einer Humusbilanz ist hilfreich.

Hier ein Beispiel für eine sechsgliedrige Gartenfruchtfolge mit Humusbilanz auf 60m²:

Der Abbau der organischen Substanz im Boden beträgt 24 kg im Jahr auf der Fläche von 60 m², diese Menge muss ausgeglichen werden. Die Ernterückstände bei den meisten Gemüsearten sind sehr gering. Kürbis, Zuckermais und Kopfkohl bilden eine Ausnahme. Die fehlende Menge ist durch einjährigen Kleeanbau und eine Winterbegrünung mit Roggen auf allen Gemüseparzellen bereits ausgeglichen. Durch Erschließen weiterer Quellen (Küchenabfälle, Rasenschnitt) kann ein Humusaufbau (und damit eine Speicherung von Kohlenstoff im Garten) stattfinden. Ein Überschuss von Bodenkohlenstoff entzieht der Atmosphäre CO2. Das zeigt, wie wichtig geschlossene Kreisläufe in Gartenbau und Landwirtschaft sind.

Für den einzelnen Kleingarten erscheinen diese Maßnahmen bedeutungslos, aber in der Summe sind sie doch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz – und es macht Freude zu sehen, wie der Humusgehalt im Garten allmählich steigt, und dabei eigenes Gemüse zu genießen!