Cashewbaum, Anacardium occidenta

Fläche global: 6,1 Millionen Hektar
Fläche auf dem Weltacker: 7,3 m² (0,4%), Ersatzkulturen auf dem Weltacker
Herkunftsregion: Nordost-Brasilien
Hauptanbaugebiete: Westafrika, Indien, Vietnam, Brasilien
Verwendung / Hauptnutzen: Snack, in süßen und salzigen Speisen, Öl
Sie sieht unscheinbar aus, steckt aber voller Überraschungen: Die Cashew ist nicht nur ein Snack, sondern ein Wirtschaftsfaktor, Lebensunterhalt und Innovationsquelle zugleich. Wer sie genauer betrachtet, entdeckt eine Geschichte von toxischen Schalen, tropischen Äpfeln – und dem Versuch, Fairness und Nachhaltigkeit in eine globale Lieferkette zu bringen.
Baum mit zwei Gesichtern
Der Cashewbaum ist ein robuster, immergrüner Tropenbaum, der bis zu zwölf Meter hoch werden kann. Er gehört zu der botanischen Familie der Anacardiaceae, eine große Familie von tropischen und subtropischen Bäumen und Sträuchern. Es gibt auch viele unterschiedliche Cashewbäume, die zwischen 80 Zentimeter und 40 Meter hoch werden. Der gemeine Cashewbaum, der in der Landwirtschaft angebaut wird, wird zwischen 10 und 12 Metern hoch. Der Cashewbaum mag es sehr sonnig und trockene, sandige Böden. Er ist sehr kälteempfindlich und kann keinen Frost vertragen. Erst zwischen dem dritten und fünften Jahr bilden sich die ersten Blüten und etwa ab dem achten Jahr können Ernten eingebracht werden.
Auffällig ist dann die ungewöhnliche Fruchtbildung des Baums: Am Ende eines fleischigen, leuchtend gelben bis roten Fruchtstiels – dem sogenannten Cashewapfel – hängt die eigentliche Nuss, eingeschlossen in einer harten, doppelschichtigen Schale. Während der Cashewapfel in Anbauländern frisch genossen oder zu Saft und Spirituosen verarbeitet wird, kennt man außerhalb der Anbauländer fast nur die Nuss. Diese muss allerdings mit großem Aufwand geschält und entölt werden, da ihre Hülle ein hautreizendes Öl enthält – ähnlich dem Gift der verwandten Giftefeu-Pflanzen.
Der Elefant verbreitet die Cashew
Seinen Ursprung hat der Cashewbaum in Brasilien. Portugiesische Eroberer brachten ihn im 16. Jahrhundert zunächst nach Mosambik und nach Indien. Ursprünglich wurde er als Küstenschutz angebaut, um Erosionen zu vermeiden. Die Cashewäpfel waren ein gefundener Leckerbissen für die Elefanten in diesen Ländern. Sie verspeisten die Früchte mit den Nüssen an der Küste und zogen dann durchs Land. Da die Nüsse zu hart für die Verdauung waren, schieden sie diese als Ganzes wieder aus und verbreiteten so Cashewbäume in den Ländern. Wir können uns also bei unseren großen, grauen Freunden bedanken, dass die Cashewnuss heute so bekannt ist.
Im 19. Jahrhundert wurden Cashew-Plantagen aufgebaut und der Anbau verteilte sich in weitere Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. Heute liegt das Zentrum der globalen Cashewproduktion in Westafrika – Länder wie die Elfenbeinküste, Nigeria und Ghana zählen zu den wichtigsten Erzeugern. Auch sind Indien und Vietnam wichtige Anbaugebiete und dominieren die industrielle Verarbeitung. Denn die in Afrika, vor allem Kleinbäuerinnen und Kleinbauern angebauten Cashewnüsse, werden zur Weiterverarbeitung meist nach Asien exportiert– ein Umstand, der zu Debatten über Wertschöpfungsketten und faire Entlohnung geführt hat.
Nicht nur die Kerne schmecken
Cashews sind nicht nur lecker, sondern auch ernährungsphysiologisch wertvoll. Sie enthalten hochwertige pflanzliche Fette, reichlich Eiweiß und eine beachtliche Menge an Mineralstoffen wie Magnesium, Eisen, Kupfer und Zink. Sie sind deshalb beliebt bei Menschen, die sich ausgewogen oder pflanzenbasiert ernähren. In der Küche sind sie echte Allrounder: ob pur als Snack, als vegane Alternative zu Käse und Sahne oder als Zutat in süßen und herzhaften Gerichten. Ungefähr 60 Prozent der Cashewkerne werden als Snack verspeist, der Rest in süßen und salzigen Gerichten verarbeitet.
Doch nicht nur die Kerne können verwendet werden, auch der Cashewapfel und die Nussschalen werden genutzt. Die Nussschalen sind reich an Gerbstoffen, welche extrahiert werden und zum Gerben von Leder genutzt werden. Der Cashewapfel ist in Brasilien und anderen Anbauländern ein geschätztes Lebensmittel – oft frisch gepresst als Vitamin C – reicher Saft genossen oder zu Marmelade verarbeitet. Aber es wird auch ein Cashew-Wein hergestellt: ein hellgelbes alkoholisches Getränk mit 6 bis 12 Prozent Alkohol.
Gefährliche Arbeit für geringe Löhne
Die Verarbeitung der Cashewnuss ist ein aufwendiger Prozess. Die Schale enthält ein ätzendes Öl, das Haut und Atemwege reizen kann, weshalb es vor Konsum auch unbedingt entfernt werden muss. In vielen Ländern erfolgt das Schälen und Rösten per Hand, oft unter prekären Bedingungen. Viele Arbeiter*innen, insbesondere Frauen, sind ungeschützt den gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Auch wirtschaftlich ist die Cashewproduktion labil: Kleibäuerinnen und Kleinbauern hängen stark von internationalen Marktpreisen ab, die schwanken können. Zudem ist das Wachstum der Bäume und die Ernte sehr wetterabhängig, wodurch Produzent*innen den jährlichen Variationen ausgesetzt sind. Die geernteten Nüsse müssen hohe Qualitätsanforderungen erfüllen, um auf dem internationalen Markt konkurrenzfähig zu sein. Außerdem fördert der Anbau in Monokulturen Bodenermüdung, reduziert die Artenvielfalt und macht die Bäume anfälliger für Krankheiten.
Neue Wege für die Cashew
In zahlreichen Anbauregionen wächst das Bewusstsein für gerechtere und umweltfreundlichere Produktionsweisen. Projekte in Westafrika setzen auf lokale Verarbeitung, faire Löhne und Schulungen zu agrarökologischen Methoden. Zertifizierungen wie Fairtrade oder Bio helfen, bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen und gleichzeitig ökologische Standards zu wahren.
Auch in Brasilien, der Heimat des Cashewbaums, entstehen spannende Innovationen: Das Start-up Cajú Love etwa nutzt die bislang weitgehend ungenutzten Cashewäpfel – also die fleischigen Fruchtstiele, an denen die bekannten Nüsse wachsen – zur Herstellung einer pflanzlichen Fleischalternative. Der sogenannte „Cashewapfel“ wird in Brasilien bislang nur zu einem Bruchteil weiterverarbeitet – der Großteil verrottet ungenutzt auf den Plantagen. Die Gründer*innen Alana Lima und Felipe Barreneche entdeckten das Potenzial der faserreichen, süß-säuerlichen Frucht und entwickelten daraus ein veganes Produkt, das geschmacklich an Huhn, Schwein oder Thunfisch erinnert. Seit der Gründung 2021 wurden laut Unternehmen bereits über 105.000 Cashewäpfel verwertet – eine Initiative, die nicht nur Lebensmittelabfälle reduziert, sondern auch neue Einkommensquellen für lokale Bauern schafft.
Diese Entwicklungen zeigen: Die Cashew hat weit mehr zu bieten als ihre Nuss. Von nachhaltigem Anbau über faire Wertschöpfungsketten bis hin zu innovativen Produkten aus bislang vernachlässigten Pflanzenteilen – das Potenzial dieser Kulturpflanze ist längst noch nicht ausgeschöpft.
Quellen
Oliveira et al. (2019): Cashew nut and cashew apple: a scientific and technological monitoring worldwide review. Link.
FAO (2001): Small-scale cashew nut processing. Link.
Proplanta: Der Cashewapfel – ungenutztes Potential. Link.
BUND: Der mühsame Weg der Cashewkerne. Link.