Kichererbse, Cicer arietinum

Fläche global: 14,3 Millionen Hektar
Fläche auf dem Weltacker: 18 m² (0,9%)
Herkunftsregion: Kleinasien, evtl. Himalaya-Region
Hauptanbaugebiete: Indien, Pakistan, Türkei
Verwendung / Hauptnutzen: Mehl, Gerichte, Tierfutter

Kichererbsen gehören zu den Hülsenfrüchten und sind die Samen des Kichererbsen-Strauches. Die Pflanze ist seit fast 10.000 Jahren bekannt und kommt ursprünglich aus der heutigen Türkei, laut manchen Quellen auch aus der Himalaya-Region. Die Kichererbse ist zwar rund wie eine Erbse und etwa gleich groß, aber botanisch nicht mit dieser verwandt. Beide sind jedoch als Hülsenfrüchte ähnlich proteinreich und damit eine gute Eiweißquelle für alle, die nur wenig oder gar kein Fleisch essen.

Alles über die Pflanze Kichererbse

Die Kichererbse ist eine einjährige, krautige Pflanze, die verzweigt und liegend bis aufrecht wächst und dann bis zu einem Meter hoch werden kann. Stängel und Schoten sind behaart. Dank ihrer tiefen Pfahlwurzeln kommt sie mit wenig Wasser aus. Die Blüte erfolgt nach 40 bis 50 Tagen, danach bildet die Pflanze runde, grünliche Schoten aus, in denen jeweils ein bis zwei Früchte sitzen. Die Kichererbse gedeiht am besten auf leichten, schnell erwärmbaren Böden ohne Staunässe und einer Temperatur um die 25°C.

Als Mitglied der Familie der Hülsenfrüchte sind Kichererbsen bekannt dafür, eine Symbiose mit Knöllchenbakterien an ihren Wurzeln einzugehen und dadurch besonders gut Stickstoff aus der Luft zu fixieren. Der Anbau von Kichererbsen lässt sich, unter Beachtung von Anbaupausen von fünf bis sechs Jahren, gut in die ökologische Fruchtfolge integrieren. Geerntet wird meist durch Abmähen der verwelkten Pflanze, nachdem die Schoten abgetrocknet sind. In großen Anbaugebieten werden Kichererbsen heute oft maschinell ausgesät und mit Mähdreschern geerntet. Es gibt aber auch noch viele kleinere Produzent*innen, bei denen Aussaat und Ernte von Hand erfolgt.

Kulturgeschichte und Verbreitung

Kichererbsen gehören zu den ältesten Nutzpflanzen der Welt. Insbesondere in Indien und in Westasiensind sie seit jeher ein Grundnahrungsmittel, da sie vielseitig, nahrhaft und getrocknet sehr gut lagerfähig sind. Auch in Mexiko stellen Kichererbsen ein wichtiges Grundnahrungsmittel dar. 

Es gibt Vermutungen, dass die Kichererbse schon vor 10000 Jahren in der Himalaya-Region kultiviert wurde. Die wahrscheinliche Urform wird jedoch auf eine heute noch in der Türkei wachsende Sorte zurückgeführt. Es wird angenommen, dass die Kichererbse sich von Kleinasien in Richtung Iran und Irak ausbreitete und von dort ihren Siegeszug nach Indien, Pakistan und Nordafrika antrat. Ab etwa 3000 v. u. Z. gelangte die Kichererbse dann nach Italien und Griechenland, wo die Pflanze dank des warmen Klimas ebenfalls gut gedieh. In Mitteleuropa sind Kichererbsen seit dem Mittelalter vor allem als Nutz- und Heilpflanze bekannt, wenngleich sie hier aufgrund des kalten Klimas nie in größerem Stil produziert wurden.

Heutzutage wird die Kichererbse hauptsächlich in den wärmeren, oft subtropischen Regionen Indiens, Pakistans, Irans, der Türkei, Nordafrikas, aber auch Mexikos und der USA angebaut. Im Jahr 2023 wurden weltweit etwas über 16 Tonnen Kichererbsen geerntet – gewogen in Trockenmasse. Indien war der Hauptproduzent mit 74,3 Prozent der Welternte, gefolgt von Australien und der Türkei.

Schon gewusst?

Der Name der Kichererbse leitet sich vom Hebräischen ab und bedeutet „kikar“ „rund“ und tatsächlich sind Kichererbsen rundlich bis eiförmig. Bei den Römern hieß die Pflanze vermutlich in Ableitung davon „cicer“, ausgesprochen auch „kiker“. Daraus wurde – vermutlich als Stille-Post-Effekt – im Deutschen „Kicher“(erbse) und im Englischen „chick“(pea). Kichererbsen gibt es nicht nur in beiger Farbe, sondern auch in braun, grün und schwarz – und manche Sorten sind auch nur so groß wie Linsen.

Gesunde Vielfalt in der Welt-Küche

Mit bis zu 25% Eiweiß in Form der essenziellen Aminosäuren Lysin und Threonin ist die Kichererbse eine ideale pflanzliche Proteinquelle. Sie wird im Wesentlichen zur Ernährung des Menschen angebaut und spielt zumindest in der industriellen Nutztierhaltung als Eiweißlieferant im Gegensatz zu Soja keine nennenswerte Rolle.

Kichererbsen sind reich an B-Vitaminen, die bei vielen Energiestoffwechselvorgängen im Körper eine entscheidende Rolle spielen. Außerdem enthalten sie Vitamin E, Vitamin C und Folsäure. Hinzu kommen die Spurenelemente Eisen und Zink sowie die Mineralstoffe Magnesium, Natrium, Kalium, Calcium und Phosphat.

Kichererbsen werden vor der eigentlichen Zubereitung in Wasser eingeweicht und gekocht. Sie können auch konserviert oder getrocknet und zu Mehl oder Grieß gemahlen werden. Die nussig schmeckenden Hülsenfrüchte können vielseitig zubereitet werden, was sich in den traditionellen Küchenkulturen der ganzen Welt zeigt:

  • Hummus, der bekannte Dip aus pürierten Kichererbsen, ist im arabischen Raum und rund um die Welt sehr beliebt
  • Falafel, die frittierten Kichererbsenbällchen, sind fester Bestandteil der Küchen Vorderasiens und Nordafrikas.
  • Chana Masala gilt als eine der indischen Nationalspeisen.
  • In Südeuropa werden mit Kichererbsenmehl traditionell Fladenbrot oder dünne Pfannkuchen zubereitet.
  • In Nordafrika werden geröstete Kichererbsen als Snack verzehrt.
  • Garbanzos sind in Spanien Nationalgericht und werden grün geerntet und roh gegessen.
  • Kichererbsenmehl dient vielen Kochkulturen als Basis zur Herstellung von Brot, Pizza, Pfannkuchen, glutenfreien Nudeln oder süßen Backwaren. So wird in Italien oder Frankreich daraus Socca oder Farinata hergestellt, in Indien wird es zum Frittieren von Pakoras oder zur Herstellung von Laddus, einem Kichererbsenkonfekt, verwendet und in der Türkei kommt es in Süßspeisen wie Leblebi zum Einsatz.

Nahrungsmittel der Zukunft

Dass proteinhaltige Hülsenfrüchte wie die Kichererbse auch ernährungsphysiologisch eine Alternative zum Fleischkonsum darstellen, ist mittlerweile kaum mehr umstritten. Die Folgen einer Reduzierung der Nutztierhaltung hätten gleich mehrfach positive Auswirkungen auf Natur und Umwelt: mehr Ackerland stünde für die Ernährung von Menschen zur Verfügung, die Abholzung von (Regen-)Wäldern könnte gestoppt werden, der sehr hohe Wasserverbrauch für die Erzeugung von Fleisch ginge deutlich zurück – auch die Bodenbearbeitung würde nachhaltiger, da ein höherer Anteil an Hülsenfrüchten in den Agrarsystemen eines Landes die Gesamteffizienz der Stickstoffnutzung verbessert…

Eine Studie der Universität Wien befasste sich 2024 zusätzlich mit der Nachhaltigkeit von Kichererbsen in Bezug auf Trockenstress vor dem Hintergrund des Klimawandels. Ein internationales Forschungsteam hat die natürlichen Variationen von Kichererbsen-Genotypen in einem Feldexperiment in einer Wiener Stadtregion angebaut und gezeigt, dass die verschiedenen Sorten und Wildtypen sehr unterschiedliche Mechanismen haben, um mit Dürreperioden umzugehen. Diese natürliche genetische Vielfalt ist wichtig, um das Überleben der Pflanze zu sichern, damit sie sich an den Klimawandel anpassen kann. Gefragt ist hierfür aber auch eine Transformation in der Landwirtschaft. Bisher ist nämlich das Gegenteil der Fall: Das globale Ernährungssystem ist immer einheitlicher geworden und die Nutzung der genetischen Vielfalt von Pflanzen geht weiter zurück. Während es weltweit etwa 7000 essbare Nutzpflanzen gibt, haben nur gut 150 Arten eine größere Bedeutung für die Ernährung und auf nur noch neun Arten basieren etwa zwei Drittel der weltweiten Nahrungsmittelproduktion.

Auch wenn die Kichererbse aktuell nicht zu den Pflanzen gehört, auf denen die globale Ernährung hauptsächlich basiert, sind Hülsenfrüchte wie Kichererbsen mit ihrem hohem Proteingehalt und ihrer Dürreresistenz ein Nahrungsmittel der Zukunft.

Quellen

Informationsdienst Wissenschaften: Kichererbsen – nachhaltige und klimafitte Nahrungsmittel der Zukunft. Link.
Zukunftsspeisen: Die Kichererbse. Link.