Reis, Oryza sativa

Fläche global: 167,6 Millionen Hektar
Fläche auf dem Weltacker: 211,5 m² (10,58%)
Herkunftsregion: China (asiatischer Reis) und Mali (afrikanischer Reis)
Hauptanbaugebiete: Indien, China, Bangladesch, Thailand
Verwendung / Hauptnutzen: Reis gekocht, gebraten

Reis ist das wichtigste Grundnahrungsmittel der Welt und für über zwei Milliarden Menschen der wichtigste Bestandteil ihrer Ernährung. Anders als bei Weizen und Mais dient die Ernte dieser drittgrößten Getreidefläche zu 92 Prozent als Lebensmittel. Beim sogenannten Nassreisanbau (80 Prozent der Flächen) stehen die bewässerten Felder durchgängig unter Wasser. Das erspart Unkrautbekämpfung und bringt hohe Erträge. Dafür entsteht das Faulgas Methan, das klimaschädlich ist.

Reis ertrinkt nicht!

Reis ist eine einjährige Pflanze der Familie der Süßgräser (Poaceae). Die Höhe der Reishalme variiert von 30 cm bis 1,5 m. Sie haben ein einzigartiges Belüftungssystem an den Wurzeln, das es ihr ermöglicht, in überfluteten Feldern zu gedeihen – damit ist Reis die einzige Grasnutzpflanze, die das kann. Die Pflanze bildet bis zu dreißig Halme, die jeweils eine Rispe tragen, wo sich die Früchte ausbilden. Eine Reispflanze kann bis zu 3.000 Körner entwickeln. Das Korn besteht aus Keimling, Mehlkörper, Aleuronschicht, Samenschale und Fruchtwand. Das Silberhäutchen, das aus den letzten drei Schichten gebildet wird, enthält die meisten Vitamine und das Fett.

Es gibt zahlreiche Reissorten mit in Form und Farbe unterschiedlichen Reiskörnern. Rundkornreis wird z.B. für Sushi verwendet, Langkornreis wie Basmatireis ist in der indischen Küche besonders beliebt und Mittelkornreis wird beispielsweise für Risotto verkocht. Es gibt rote, weiße, schwarze, violette, grüne und braune Reisvarianten.

Reis kann sowohl trocken als auch nass, also überflutet, angebaut werden. Der Nassreisanbau wurde ca. vor 5000 Jahren in China entwickelt und ging mit der Züchtung neuer Sorten einher. Der Vorteil von Nassanbau ist, dass Beikräuter keine Chance haben zu wachsen und somit der Anbau deutlich weniger Arbeitseinsatz benötigt und die Erträge gesteigert werden können. Für den Nassanbau werden die Samen zunächst trocken gesät und später in das geflutete Feld umgesetzt. Das Feld muss dann gleichmäßig mit circa zehn Zentimeter Wasser bedeckt sein. Das Wasser darf weder zu viel noch zu wenig fließen, um einerseits Erosionen und andererseits Algenbildung zu vermeiden. Nach etwa sechs Monaten wird das Feld dann trockengelegt und der Reis geerntet.

Der Trockenanbau wird insbesondere in Gebirgsregionen bevorzugt, da dort Nassreisanbau nicht möglich ist bzw. nur nach Anlegen von Terrassen. Der Trockenreisanbau ist in Europa und den USA verbreiteter und wird dort mit hohem Maschineneinsatz durchgeführt.

Von China rund um die Welt: Reis erobert die Welt

Vor 10.000 Jahren, in den fruchtbaren Ebenen Chinas, begann die Reise des Reises. Dieses unscheinbare Korn, das heute Milliarden von Menschen ernährt, wurde vor etwa 10.000 Jahren in China domestiziert. Von hier aus machte es sich auf den Weg über Kontinente und durch die Zeit. Asien, mit seinen üppigen Feldern und mächtigen Flüssen, wurde zur Heimat des asiatischen Reises, bekannt als Oryza sativa. Diese Reisart, die heute auf über 160 Millionen Hektar weltweit angebaut wird, fand in Ländern wie China, Indien und Indonesien ihre Hauptanbaugebiete. Reis wurde zum Herzstück vieler Küchen und ernährt unzählige Menschen.

Der asiatische Reis breitete sich durch Migrationsbewegungen nach Indien und Südostasien aus. Vor etwa 2.800 Jahren brachten indische Einwanderer den Reisanbau ins damalige Assyrische Reich, das im Zweistromland des Euphrat und Tigris gelegen war. Allerdings wurde Reis dort nur begrenzt kultiviert und vorwiegend für medizinische Zwecke verwendet. Rund 2.400 Jahre vor unserer Zeitrechnung war Reis bereits ein bedeutendes Nahrungsmittel im Gebiet des ehemaligen Elam und wurde auch in Babylonien angebaut. 

Aber die Geschichte des Reises endet hier nicht. Auf der anderen Seite der Welt, in den warmen Regionen Westafrikas, entwickelte sich eine andere Art – der afrikanische Reis, Oryza glaberrima. Dieser Reis, etwas kürzer und runder als sein asiatischer Verwandter, passte sich den klimatischen Bedingungen Afrikas an und wurde bereits vor 3.000 Jahren im heutigen Mali angebaut. Er ist robust, widerstandsfähig und bis heute eine wichtige Nahrungsquelle in Ländern wie Mali, Senegal und Guinea.

Im 7. und 8. Jahrhundert brachten die Araber den Reis nach Nordafrika, besonders nach Ägypten, wo er sich im fruchtbaren Niltal prächtig entwickelte. Schon im 9. Jahrhundert reiste Reis über Nordafrika nach Spanien und fand besonders in Valencia ein ideales Zuhause. Neben Reis brachten die Araber auch Hirse und Orangen in diese Region. Außerdem fand der Reish über den arabischen Weg Einklang in die italienische Küche. Hier entstanden im 16. Und 17. Jahrhundert erste Risotto-Varianten.

Im 15. Jahrhundert brachten portugiesische Seefahrer den Reis von Westafrika nach Portugal, wo sie entdeckten, dass er in den feuchten Tälern, besonders im Mondego-Tal und im Alentejo, gut gedeiht. Der Reis wurde schnell zu einem wichtigen Bestandteil der portugiesischen Küche und fand durch den kolonialen Handel seinen Weg in die Küchen Europas, Afrikas und Südamerikas, wo er in lokale Traditionen integriert wurde.

Heute wird Reis weltweit angebaut, wobei noch immer 90 Prozent des Anbaus in Asien stattfindet.

Grundnahrungsmittel, Beilage, kreative Vielfalt

Reis ist heute das wichtigste Grundnahrungsmittel der Welt und für über zwei Milliarden Menschen der wichtigste Bestandteil ihrer Ernährung. Anders als bei Weizen und Mais dient die Ernte dieser drittgrößten Getreidefläche zu 92 Prozent als Lebensmittel. Allerdings verfügt Reis über kein Vitamin A. Das sorgt dafür, dass Bevölkerungsschichten, die sich hauptsächlich von Reis ernähren und keine ausgewogene Ernährung leisten können, häufig Mangelerscheinungen haben.

Reis ist glutenfrei und eignet sich daher für Menschen mit Glutenunverträglichkeit. Er liefert wichtige Kohlenhydrate, jedoch sind viele Vitamine in geschältem Reis verloren, da sie in dem dann entfernten Silberhäutchen stecken. Daher ist es empfehlenswert, zum Vollkornreis zu greifen.

Reis ist in verschiedenen Formen und Sorten erhältlich, darunter Basmati, Jasmin, Arborio und Sushi-Reis. Er wird in vielen Küchen weltweit verarbeitet, z.B. gekocht als Beilage, als Nasi Goreng, zu Sushi, Risotto oder Paella. Reis wird auch zu Mehl, Nudeln, Waffeln, Flocken, essbarem Papier, Milch, Öl oder Wein weiterverarbeitet.

Reis – ein Klimasünder?

Der Nassreisanbau benötigt große Mengen Wasser, für ein Kilo Reis werden 3.000 – 5.000 Liter Wasser verbraucht. Das führt in vielen Regionen zu Grundwassersenkungen. Gleichzeitig entsteht beim Nassreisanbau das klimatreibende Gas Methan. Durch die ständige Überflutung werden sauerstoffarme Bedingungen geschafft. Diese Bedingungen fördern bestimmte Mikroorganismen, die Archaeen. Wenn diese das organische Material zersetzen, ersteht als Nebenprodukt Methan. Dieses Treibhausgas ist deutlich klimaschädlicher als CO₂. Es wird angenommen, dass 25 Prozent des jährlichen Methanausstoßes ein Ergebnis des Nassreisanbaus sind. Deshalb muss, um dem Klimawandel zu begegnen, zukünftig nach neuen Varianten des Anbaus gesucht werden. Eine Idee ist, Reisfelder abwechselnd zu fluten und trocken zu legen. Dadurch können zumindest die Methanausstöße gesenkt werden. Beim Trockenanbau ist der Methanausstoß nämlich sehr gering.

Der vom Reisanbau mit geförderte Klimawandel stellt gleichzeitig ein Risiko für den Reisanbau selbst dar. Durch höhere Temperaturen, mehr Extremwetterereignissen und Dürren sowie ausgelaugten Böden gehen alte Reisanbauflächen verloren. Die Ernteverluste treiben schon heute zahlreiche Kleinbäuer*innen in existenzielle Krisen. Das International Policy Food Research Institut schätzt, dass aufgrund der Klimaveränderungen die globale Produktionsmenge von Reis bis 2050 um zwölf bis vierzehn Prozent sinken wird.

Quellen

Sodi e.V.: History of Food: Recherchebericht Reis. Link.
Nature – International weekly journal of science: Multiple articles about rice. Link.