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Weltacker Blog: Bantam-Mais-Pflanzung

Am Samstag den 20. Mai 2017 fand das erste Bantam-Mais-Treffen auf unserem Weltacker in Berlin-Marzahn statt: Eine Premiere nach elf Jahren dieser erfolgreichen Kampagne. Neben dem leckeren mexikanischen Essen und entspannter Live-Musik stand bei gutem Wetter das Thema Gentechnik, ein wichtiger und ernster Aspekt der globalen Landwirtschaft, auf dem Programm. 

Gegen den Anbau von Gentechnik-Mais setzt die Aktion Bantam-Mais seit 2006 ein starkes Zeichen. Die samenfeste Zuckermais-Sorte „Golden Bantam“ wird in über 50.000 privaten Gärten und Balkonen angebaut. Auch wenn der Anbau von gentechnisch verändertem Mais in Deutschland seit 2009 verboten ist, bleibt die Aktion am Ball, denn auch die Gentech-Industrie schläft nicht. Darüber brachte Benny Haerlin die interessierten Zuhörer*innen auf den neusten Stand der Dinge:

In der EU wird es demnächst wieder Anbauzulassungen für „Uralt-GVOs“ von Monsanto, Syngenta und Pioneer/Dupont geben. Deutschland wurde bei der Genehmigung als Anbaugebiet allerdings von vornherein ausgenommen. Eine geplante Novelle des Gentechnikgesetzes mit der künftig der Anbau von GVOs verboten werden kann, auch wenn sie in der EU zugelassen wurden, ist vor wenigen Tagen nach dreijährigen Verhandlungen endgültig gescheitert. Der Entwurf von Landwirtschaftsminister Schmidt (CSU), der die Verantwortung dafür auf die 16 Bundesländer abschieben und zugleich sechs Bundesministerien eine Art Vetorecht gegen solche Verbote einräumen wollte, ist nach heftigem Protest am Widerstand der SPD gescheitert.

Besonders strittig war zwischen den Koalitionspartnern, dass Schmidt in der Begründung des Gesetzes (über die der Bundestag nicht abstimmen kann) davon sprach, bei neuen Gentechnikverfahren solle „von Fall zu Fall“ geprüft werden, ob sie überhaupt reguliert werden müssen und zwar unter Berücksichtigung eines bisher unbekannten „Innovationsprinzips“.

Gerade auf diese neuen Verfahren wie „CRISPR-Cas“ aber setzen die neuen Pestizid- und Gentechnik-Giganten, die gegenwärtig durch die Fusion der sechs größten Agrarchemieunternehmen der Welt zu nur noch drei „Oligarchen“ entstehen. Zusammen, so Haerlin, werden sie über 70 % sowohl des Saatgutmarktes als auch des Pestizidmarktes der Welt beherrschen. Dem „Zwergenaufstand“ der Aktion Bantam-Mais geht die Arbeit trotz seiner großen Erfolge der letzten Jahre also gewiss nicht aus.

Aktuell ist auch das Thema Glyphosat-Verbot, für das sich Wissenschaftler*innen und NGOs seit Jahren aussprechen. Leider hat die EU-Kommission gerade vorgeschlagen, dieses weltweit meistgebrauchte Totalherbizid, gegen das auch die meisten Gentechnik-Pflanzen resistent sind, für weitere 10 Jahre zuzulassen – trotz Krebsverdachtes und fataler Folgen für die Äcker und Artenvielfalt!

Auf der Ackerführung gab es eine Menge Neues auf dem Acker zu sehen: Reis und Baumwolle sind jetzt auch gepflanzt, alle Informations-Stationen sind in Betrieb, die Würmer haben die Humusverarbeitung aufgenommen und unter unserem “Genussmittelbaum“ finden sich jetzt auch frische Tabakblätter.

Nachdem die Gäste sich mit den Gemüse-Tortillas und vielen Informationen gestärkt hatten, schritten sie zur gemeinsamen Pflanzung der Mais-Setzlinge. Die Bedeutung von Maisanbau und damit auch der Anteil an der globalen Ackerfläche sind durch die Nutzung als Biosprit-Rohstoff und Futtermittel enorm groß. Es musste also eine entsprechend große Fläche auf dem 2000m² Weltacker bepflanzt werden – ganze 265m².

Anders als in der globalen Wirklichkeit, wachsen auf dem Weltacker nur samenfeste Zuckermais-Sorten, aus denen wir neues Saatgut gewinnen können. Angebaut wurden neben unserem „Golden Bantam von 1902“ auch moderne, aus Hybriden gezüchtete Bio-Sorten, die wieder samenfest sind. Global dominieren vor allem in den USA, Brasilien und Argentinien Hybridsorten, die von den Landwirten nicht mehr nachgebaut werden können. Sie haben einen hohen Bedarf an synthetischem Dünger und Pestiziden und sind zu einem großen Teil gentechnisch verändert, um ganze Herbizid-Cocktails zu vertragen und zugleich Insekten abzutöten.

Unser Gärtner Gerd Carlsson führte dagegen auf einem Teil unserer Maisfläche vor, wie mit der in Afrika entwickelten Push-and-Pull-Methode durch den Einsatz von Elefantengras und Desmodium der Stängelbohrer und andere Schadinsekten auf natürliche Weise vom Mais abgehalten werden können und dabei auch noch der Boden verbessert wird: Die Stängelbohrer-Motten werden durch den Geruch von Desmodium, das zwischen den Mais gepflanzt wird, vertrieben („Push“). Um die Felder wird Napiergras gepflanzt, welches die Motten aus dem Maisfeld lockt („Pull“). Hier legen sie auch ihre Larven ab, die sich aber im Napiergras nicht entwickeln können und absterben.  Das Desmodium wirkt zusätzlich mit seiner natürlichen Chemie gegen das Striga-Unkraut. Ein Teil von dem Mais auf unserem Weltacker wird mit dieser Methode kultiviert.

Außerdem nutzen wir das traditionelle Milpa-Verfahren aus Mexiko, welches auf den Futtermittel- und Sprit-Monokulturen der Welt kaum mehr zu finden ist. Der Mais wächst zusammen mit Bohnen, die an ihm emporklettern können und Stickstoff in den Boden bringen und mit Kürbis, dessen große Blätter anderem „Un“kraut das Licht nehmen und das Wasser im Boden zu halten helfen. Diese „Drei Schwestern“ wurden seit Jahrtausenden in Amerika, vor allem in Mexiko, der Heimat des Maises, gemeinsam angebaut, weil sie zugleich eine hervorragende Grundlage ausgewogener Ernährung bilden.

Milpa im Kübel – A.Dupuy-Cailloux

Wir freuen uns, wenn Sie diese spannenden Methoden mit uns über den Sommer beobachten!

 

Eure Verena, Praktikantin bei 2000m²