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Tabak

Tabakpflanze – Pixabay

Die Tabakpflanze (Lat. Nicotiana, Engl. Tobacco) gehört mit ihren circa 75 Arten zur Familie der Nachtschattengewächse. Aufgrund des Artenreichtums sind Tabakpflanzen in ihrem Aussehen und ihren Eigenschaften sehr variabel. Daher kann Tabak eine einjährige oder auch kurz-mehrjährige Pflanze sein und krautig, strauchartig oder – vereinzelt – baumähnlich wachsen. Aus den Blättern der Tabakpflanze wird hauptsächlich das Konsumgut Tabak in all seinen Variationen gewonnen. Der Name Nicotiana geht auf den franz. Diplomaten Jean Nicot zurück, der Tabak als Heilpflanze in Europa einführte. Nach ihm wurde auch der Stoff Nikotin – Bestandteil der Tabakpflanze der 1828 entdeckt wurde – benannt. Die meisten Arten der Tabakpflanze kommen heute aus Südamerika, Australien oder Nordamerika.

 

Von Amerika nach Europa – Von der Pfeife zur Zigarette

Die indigenen Völker Nord- und Südamerikas nutzten die Tabakpflanze zumeist für spirituell-religiöse Anlässe. Dabei wurde Tabak nicht immer geraucht, sondern auch gekaut, der gepresste Saft getrunken oder in Form von Pulver geschnupft. Gleichzeitig hatte die Tabakpflanze aber auch medizinischen Nutzen. Als Abführ- oder Brechmittel sowie zur Behandlung von offenen Wunden fand Tabak seine frühe Bedeutung für die indigene Bevölkerung Amerikas.

Im Zuge der europäischen Einflussnahme in Amerika gelangte die Pflanze nach Westeuropa und diente zunächst vornehmlich als Heilmittel beispielsweise gegen Flatulenz oder Koliken. Obwohl Tabak zu Beginn nur vereinzelt in Europa geraucht wurde, galt ab 1600 die Tabakpflanze nicht nur als wichtiges Heilmittel, sondern das Rauchen auch als gesund.

Pflanzenextrakte wurden aber auch in Tinkturen, Salben und anderen Arzneimittelformen verarbeitet.

Tabakfeld in Nikaragua – Pixabay

Da Tabak in all seinen Formen zunehmend relativ billig wurde und allgemein als “Hungerblocker” und “Konzentrationshilfe” galt, breitete sich der Konsum vornehmlich in sozial niedrigeren Schichten rapide aus. Gleichzeitig war der Tabakkonsum in Europa geprägt von zahlreichen Moden und Trends. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde beispielweise Tabak vornehmlich geschnupft, während sich Anfang des 19.Jahrhunderst das Rauchen in Form von Pfeifen etablierte. Schon bald sollte aber die Zigarette – welche in Südamerika und Spanien schon lange verbreitet war – flächendeckend Einzug erhalten. Bis zu deren industriellen Produktion Ende des 19. Jahrhunderts war sie für sozial schwache Bevölkerungsschichten kaum erschwinglich. Erst mit der amerikanischen Hochleistungsproduktion breitete sich die Zigarette weltweit rasant aus. Die Ausbreitung wurde durch den ersten Weltkrieg unterstützt, da rauchende Soldaten den Tabakkonsum vervielfachten und vorlebten. Erst in den 50iger Jahren entstanden weltweit die ersten Anti-Raucher Bewegungen, vornehmlich in den USA. Folglich wuchsen auch die Erkenntnisse bezüglich der einhergehenden körperlichen Schäden. Durch zahlreiche Gesundheitskampagnen weltweit unter Führung der WHO, verschlechterte sich das Image des Rauchens in den 1990ger Jahren stark.

Wie wächst Tabak eigentlich?

Durch die hohe Diversität der einzelnen Arten, gibt es innerhalb der Gattung sehr unterschiedliche Wachstumsansprüche. Grundlegend bevorzugt die Tabakpflanze aber sonnige Standorte und sandig-wasserdurchlässige Böden. Sind die Böden zu feucht, müssen sie erst entwässert werden. Folglich sind Tabakpflanzen zumeist in gemäßigten Klimazonen anzutreffen. Da die Tabakpflanzen bevorzugt sehr starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, blühen sie nachts und sind somit sogenannte ‚Nachtblüher‘.

Die intelligenteste Pflanze der Welt?

Aus Schutz vor Fressfeinden bildet die Tabakpflanze in ihren Wurzeln das Alkaloid Nikotin. Dieses Nikotin kann bei Kontakt mit Fressfeinden über die Xyleme in die Blätter transportiert und eingelagert werden. Auf potentielle Schädlinge kann das Nikotin giftig wirken, weshalb die meisten Insekten Tabakpflanzen schon im vor hinein meiden, bis auf einer: Der Tabakschwärmer (Manduca sexta), ist gegen das Nikotin resistent. Daher legt der Tabakschwärmer seine Eier auf der Pflanze ab. Für die Pflanze erstmal kein Problem. Sobald die geschlüpften Raupen nun aber mit dem Fressen der Blätter beginnen, erkennt die Tabakpflanze deren Speichel und stoppt die Nikotinproduktion. Die Pflanze weiß, dass Nikotin hier seine Wirkung verfehlt. Stattdessen setzt sie Düfte frei, die über mehrere Kilometer von natürlichen Fressfeinden (Insekten) der Tabakschwärmerlarve wahrgenommen werden und so die Pflanze von den Larven befreien!

Tabak: Auch im Anbau schädlich.

Heute wird die Tabakpflanze vornehmlich für die Herstellung des “Genussmittels” Tabak in all seinen Formen angebaut. Als Heilpflanze oder Insektizid dient sie heute nicht mehr. Trotzdem wird Tabak weltweit in etwa 130 Ländern auf einer Fläche von 4,3 Millionen Hektar angebaut. Jährlich werden 6,3 Millionen Tonnen geerntet. Die größten Produzenten sind China, Indien, Brasilien und die USA. In Deutschland ging der Tabakanbau Mitte des 20. Jahrhunderts stark zurück. Lediglich in Baden, der Pfalz und Mittelsachsen wird noch vereinzelt Tabak kultiviert.

Der globale Tabakanbau wird allerdings von zahlreichen Problemen begleitet. Dem Anbau einher, gehen oftmals gravierende Umwelt- und Gesundheitsschäden. Weiterhin verhindert der Tabakanbau in einigen Regionen der Welt die Kultivierung von Nutzpflanzen zur Nahrungsmittelproduktion, obwohl die Ernährungssouveränität vor Ort nicht immer sichergestellt ist. Kleinbauern befinden sich folglich oftmals in Abhängigkeit der Tabakindustrie. Weiterhin gilt schon der reine Anbau von Tabak als stark gesundheitsschädigend.

Text von Thomas Beutler

Weitergeführte links

Tabakfrei.de – Tabakgeschichte

FAO – crop information –  tobacco

fluter: Voll abhängig, Marius Münstermann

Focus Online: die Wahrheit über das Rauchen