Maniok, Manihot esculenta

Fläche global: 31,9 Millionen Hektar
Fläche auf dem Weltacker: 40,3 m² (2%)
Herkunftsregion: Mittel- und Südamerika
Hauptanbaugebiete: Spanien, Italien, Griechenland, Türkei, Marokko
Verwendung / Hauptnutzen: Öl, eingelegt als Snack

Maniok ist eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel der Welt. Für hunderte Millionen Menschen ist er ein essenzieller Teil der Ernährung. Die Pflanze besticht durch ihre Flexibilität im Anbau und liefert eine Menge Kohlenhydrate – kein Wunder also, dass sie sich so stark durchgesetzt hat.

Flexibles Wunder

Maniok ist eine Pflanzenart aus der Gattung Manihot in der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae). Neben dem Kautschukbaum ist der Maniok damit das einzige Wolfsmilchgewächs auf unserem Weltacker. Die großen Wurzelfrüchte tragen viele Namen: „Mandioca“ wird sie in Brasilien, Argentinien und Paraguay gerufen, Cassava auf dem afrikanischen Kontinent und im spanischsprachigen Südamerika ist sie als Yuca bekannt. Der Anbau der Pflanze ist wegen ihrer stärkehaltigen Wurzelknollen weit verbreitet. Die verarbeitete Stärke wird Tapioka genannt.

Maniokpflanzen sind mehrjährige Sträucher, die bis zu fünf Meter hoch wachsen. Die Sämlinge der Pflanzen bilden tiefe Pfahlwurzeln aus, deren faserige Seitenwurzeln sich dann verdicken und die beliebten, großen, spindelförmigen Wurzelknollen ausbilden. Diese sind sehr stärkehaltig – ungefähr 40 Prozent der Knollen bestehen aus Stärke. Alle Pflanzenteile des Manioks führen Milchsaft.  

Die Maniokpflanze trägt sowohl männliche als auch weibliche Blüten, die beide auf einer Pflanze vorkommen. Die weiblichen Blüten reifen vor den männlichen, sodass eine Selbstbestäubung vermieden wird. Manche Varietäten bilden keine Blüten mehr aus, während andere nur geringen Ansatz zeigen.

Maniokpflanzen mögen zwar am liebsten fruchtbare, sandig-lehmige Böden, wachsen aber auch in trockenen, nährstoffarmen Böden. Zwischen den dreißigsten Breitengraden Nord und Süd, also am Äquatorgürtel, wächst die Pflanze überall gut. Allerdings nur hier, da sie empfindlich gegen Frost ist und fast ein ganzes Jahr zum Wachsen braucht. Gibt es keinen Frost, kann sie sich aber an sehr viele Ökosysteme anpassen. Außerdem kümmert sie es kaum, wann sie ausgesät und geerntet wird. Diese Flexibilität macht sie zu einer ideellen Pflanze zur Ernährungssicherung in trockenen und nährstoffarmen Regionen.

Vom „Essen der Armen“ zum Grundnahrungsmittel

Die Pflanze stammt ursprünglich aus Süd- oder Mittelamerika und wird schon seit ungefähr 9000 Jahren zur Ernährung angebaut. Die angebauten Manioksorten stammen wahrscheinlich aus den südlichen Gebieten des brasilianischen Amazonas. In Bolivien wurde bereits vor über 10.000 Jahren Maniok kultiviert. Von dort breitete die Pflanze sich in viele Gebiete Süd- und Mittelamerikas aus.

Wie bei so vielen Ackerfrüchten startete die globale Verbreitung des Manioks mit der kolonialen Besetzung durch europäische Länder – in diesem Fall Portugals und Spaniens. Die Spanier stießen in der Karibik und die Portugiesen im heutigen Brasilien auf die Pflanze, Schriften aus dieser Zeit berichteten von „Brot aus giftigen Wurzeln“. In den mittel- und südamerikanischen Kolonialgesellschaften erlangte Maniok schnell große Bedeutung für die Ernährung der Siedler*innen und der Sklav*innen. Während das fruchtbare Land für Zuckerrohranbau genutzt wurde, bepflanzte man weniger fruchtbare Äcker mit Maniok. Verarmte Bäuerinnen und Bauern und entlaufene Sklav*innen bauten Maniok an und verkauften ihn in die Städte und an die Zuckerpflanzer.

Die Portugiesen brachten Maniok nach Afrika, sowohl in der Form von Mehl oder Brot als Nahrung für die Sklav*innen während ihres Transportes von Afrika nach Amerika, als auch in Form von Pflanzen, die in Afrika vermehrt werden sollten. Zusammen mit den Pflanzen musste auch das Wissen über ihren Anbau und vor allem die richtige Verarbeitung weitergegeben werden. In Asien wurde Maniok im 17. Jahrhundert eingeführt. Auch in Indonesien und in Indien wurde der Maniokanbau von den Kolonialmächten gefördert – mit dem Ziel, Hungersnöte zu vermeiden.

Während Maniok in der Kolonialzeit als „Essen der Armen“ propagiert wurde, intensivierte sich der Anbau erst ab den 1980er Jahren enorm. Maniokanbau wurde lange Zeit als „nicht-intensivierbar“ angesehen, einerseits da der Intensivierungsansatz der Grünen Revolution, also Entwicklung von Zwergsorten, Einsatz von Chemie und Bewässerung, sich nicht für die im Regenanbau wachsenden Maniokpflanzen eignete und andererseits, weil sie als Pflanze des Globalen Südens kaum erforscht wurde. Doch in den letzten Dekaden ist Maniok insbesondere in Subsahara-Afrika als Grundnahrungsmittel immer beliebter geworden. Die Anbaufläche hat sich seit 1980 mehr als verdoppelt und auch die Erträge konnten von den vielen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern gesteigert werden.

In Asien hingegen dominierte insbesondere Thailand lange Zeit den Maniok-Wachstum. Hier wurde Maniok als Futtermittel und Exportgut entdeckt. So begann Thailand in den 1980er Jahren, getrocknete Maniok als Futtermittel nach Europa zu exportieren – Vietnam, Indonesien und China machten Thailand bald Konkurrenz auf dem Exportmarkt. Die trockenen Maniok-Chips wurden bald auch als Quelle für Ethanol-Herstellung entdeckt und brachten so weiteren Aufschwung in den Anbau. Insbesondere China, Japan und Südkorea verarbeiten importierte Maniok zu Bio-Ethanol.

Anbau in Mischkulturen

Maniok wird sehr oft gemeinsam mit anderen Kulturen angebaut – insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent. In Thailand und Brasilien ist er hingegen als Monokultur bekannt. Die kleinbäuerlichen Betriebe in Afrika kombinieren den Anbau mit anderen Pflanzen. Typische Kombinationen sind Mais, Hülsenfrüchte und Melonen. Zudem spielt Maniok in den ersten ertraglosen Jahren von Baum- oder Strauchkulturen wie beispielsweise Kokospalmen, Kakao oder Kaffee als Zwischenkultur eine Rolle, wobei sowohl die Erzeugung von Nahrungsmitteln als auch teilweise die Schattenspendung für die jungen Dauerkulturen bedeutsam sind. Auch in Asien gibt es verschieden Mischkulturen mit Maniok – oft ebenfalls mit Mais und Hülsenfrüchten. In Vietnam ist die Kombination mit der Erdnuss beliebt.

Solch ein Anbau in Mischkulturen hilft nicht nur der Biodiversität und der Bodengesundheit, sondern sichert auch Kleinbäuer*innen ein verlässlicheres Einkommen: So können sie zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene Pflanzen ernten und verkaufen. Kombiniert mit möglichst wenig Bodenbearbeitung und intensivem Mulchen kann Maniokanbau nachhaltig intensiviert werden.

Maniok auf dem Teller und im Glas

Als Nahrungsmittel werden hauptsächlich die Wurzelknollen verwendet, gelegentlich auch die Blätter als Gemüse. Die bis zu einem Meter langen und 3 cm bis 15 cm dicken Knollen können ein Gewicht von bis zu zehn Kilogramm erreichen. Sie werden von einer verkorkten, meist rötlich braunen äußeren Schicht umgeben, innen sind sie meist weiß, gelegentlich auch gelb oder rötlich.

Maniok wird frisch gebacken und gekocht verzehrt oder zu Mehl verarbeitet. Um Maniokmehl traditionell herzustellen, werden die Knollen geschält, zerrieben oder geraspelt und dann eingeweicht. Nach einigen Tagen wird die Masse ausgepresst, gewaschen und in Öfen geröstet. Maniokmehl wird in Südamerika zu Fladenbrot, Saucen, Suppen oder sogar alkoholischen Getränken verarbeitet, in West- und Zentralafrika ist der Maniokbrei Fufu besonders beliebt.

Ein Nebenprodukt der Herstellung von Maniokmehl ist Stärke, die Tapioka genannt wird und durch Erhitzen der feuchten Stärke auf etwa 70 Grad entsteht. Bei dieser Temperatur verkleistert die Stärke und wird leichter löslich und verdaulich. Tapioka kommt in Form von Kugeln oder als Flocken in den Handel. Diese finden sich in Puddings, Breien, Wraps, Bubble-Teas oder Desserts.

Auch die jungen, eiweißreichen Blätter des Manioks stellen in vielen Ländern ein wichtiges Gemüse dar und werden verspeist. Im Gegensatz zu den Blättern sind in den Knollen jedoch nur wenige Mengen an Eiweiß, Eisen und Zink enthalten. Das führt zu Mangelerscheinungen bei Menschen, die sich hauptsächlich von Maniok ernähren.

Quellen

S. Rehm, G. Espig, 1984: Die Kulturpflanzen der Tropen und Subtropen
W. Franke, 1992: Nutzpflanzen der Tropen und Subtropen
FAO (2013): Save and Grow: Cassava. A guide to sustainable production intensification. Link.
FAO (2000): The world cassava economy. Link.