Ölpalme, Elaeis guineensis

Fläche global: 27 Millionen Hektar (+ illelage Flächen)
Fläche auf dem Weltacker: 34,1 m² (1,7 %)
Herkunftsregion: Westafrika
Hauptanbaugebiete: Indonesien, Malaysia, Nigeria, Thailand
Verwendung / Hauptnutzen: Energie, Lebensmittelzusatz, Futtermittel, Chemie und Kosmetik

Palmöl ist das billigste und am meisten produzierte Pflanzenöl auf dem Weltmarkt und in riesigen Mengen rund ums Jahr verfügbar. Aufgrund seines hohen Schmelzpunktes lässt es sich besonders gut verarbeiten. In raffinierter Form ist Palmöl geruchlos, geschmacksneutral, farblos und lange haltbar. Alle diese Eigenschaften machen es für die Industrie zum idealen Rohstoff, um daraus billige Massenware herzustellen. Palmöl steckt in zahlreichen Alltagsprodukten – zum Beispiel in Margarine, Tiefkühlpizza, Schokolade oder Bratöl. Auch in Reinigungsmitteln, Waschmittel, Kerzen, Kosmetika sowie zur Strom- und Wärmeerzeugung findet es Verwendung.

Die Pflanze hinter dem Öl

Die Ölpalme kann bis zu 30 Meter in den Himmel wachsen und ein beeindruckendes Alter von rund 80 Jahren erreichen. Sie ist eine einhäusige Pflanze, das heißt, sie trägt sowohl männliche als auch weibliche Blüten. Die abwechselnd weiblich und männlich ausgebildeten Blütenstände sorgen für Früchte ab dem 5. Jahr. Und das nicht zu knapp: In einem einzigen Fruchtstand reifen mehrere Tausend pflaumengroße Steinfrüchte heran, die zusammen bis zu 50 kg wiegen können. Ihr im unteren Drittel von alten Blattbasen bedeckter Stamm wird von Fiederblättern gekrönt. Als ausgesprochene Tropenpflanze benötigt die Ölpalme genau wie die Kokospalme Temperaturen um 25 °C sowie regelmäßige Niederschläge von etwa 100 mm pro Monat und wächst damit hauptsächlich um den Äquator. Anders als die Kokospalme gedeiht sie nur auf tiefgründigen, nährstoffreichen Böden.

Dunkle Erfolgsgeschichte

Bereits vor ca. 5000 Jahren wurden mit dem Sesshaft Werden der Bevölkerung in Westafrika Ölpalmenfrüchte geerntet und Palmöl für kulinarische und medizinische Zwecke genutzt. In Ägypten wurde im gleichen Zeitraum Palmwein aus importierten Früchten zur Mumifizierung verwendet. Ab wann neben der Pflege und Ernte wilder Ölpalmen auch deren Kultivierung begann, ist bisher nicht geklärt. Nach Europa (Portugal) gelangte die Ölpalme durch die Kolonialisierung im 15. Jahrhundert, jedoch zunächst nur als Ziergewächs. Das änderte sich im 16. Jahrhundert, als wiederum die Portugiesen Palmöl auf ihren Sklavenschiffen als Reiseproviant mitnahmen. Damit wurden dünne Suppen aus Reis, Mais oder Yamswurzel angereichert, welche den Afrikaner*innen, die in die Amerikas verschleppt wurden, als Hauptnahrungsmittel gegeben wurden. So gelangte Palmöl in die Küchen der schwarzen Bevölkerung Brasiliens und wurde zu einem ihrer identitätsbildenden Nahrungsmittel. Das „Dendê-Öl“, so die lokale Bezeichnung, wurde zu einem essentiellen Bestandteil vieler afro-brasilianischer Gerichte. Der Streetfood “Acarajé” und der Fischeintopf “Moqueca” sind die beiden bekanntesten Vertreter.

Durch die europäische Industrialisierung im 18. und 19. Jahrhundert stieg der Bedarf an Ölen und Fetten u.a. für Maschinen, Kerzen und Lampen. Die europäischen Kolonialmächte zwangen westafrikanische Kleinbäuer*innen, Ölpalmen auch außerhalb des ursprünglichen Anbaugebiets im Nigerdelta anzubauen. Der Brite William Lever gründete 1908 die erste koloniale Ölpalmenplantage im von Belgien besetzten Kongo und fusionierte 1929 mit einem holländischen Margarinehersteller zu Unilever. Belgische Agraringenieure legten ebenfalls Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten Plantagen auf der von den Niederlanden angeeigneten Insel Sumatra an und begründeten damit die rasante Ausbreitung der Ölpalme in Südostasien, wo die Boden- und Sonnenscheinverhältnisse noch günstiger sind als in Äquatorialafrika.

Bis heute steigt die Palmölproduktion stetig an – 2023 wurden laut FAO weltweit knapp 410 Millionen Tonnen Ölpalmenfrüchte geerntet. Davon wird über die Hälfte als Biosprit genutzt. Über 60 Prozent des Palmöls wird in Indonesien hergestellt, gefolgt von Malaysia mit über 20 Prozent und Thailand, Nigeria und Kolumbien mit weitaus geringeren Mengen. Der weltweit größte Palmölverbraucher ist bis heute der Unilever-Konzern (Rama, Langnese, Dove) mit 1,4 Millionen Tonnen Palmöl pro Jahr. Seine Größe und Marktmacht sind das Ergebnis der kolonialen Ausbeutungsverhältnisse und Landenteignungen vor etwa hundert Jahren.

Vom „Gemüse“ zum Industrieprodukt?

Ursprünglich wurden Ölpalmenfrüchte als Gemüse gegessen und ihr Öl für Suppen, zum Anbraten oder als Zutat für Breie (zusammen mit Cassava, Reis, Bananen, Yamswurzeln und Bohnen) und Eintöpfe verwendet. Fasern, Palmwein, Holz und Palmkernöl wurden für die Herstellung von Seifen und die Wurzeln der Ölpalme für medizinische Zwecke genutzt.

Heute ist Palmöl, das zur Hälfte aus gesättigten Fettsäuren besteht, als Dickmacher verschrien, der hohe Cholesterinwerte und Herzkrankheiten verursachen kann. Palmkernöl, das für Kakaoglasuren oder Eiskonfekt verwendet wird, besteht sogar zu 80 Prozent aus gesättigten Fettsäuren. Außerdem enthält raffiniertes Palmöl meist hohe Mengen an Fettsäureestern, die als krebserregend gelten. Besonders bedenklich ist deren Vorkommen in Säuglingsnahrung. Auch Nuss-Nougat- und Schoko-Aufstriche enthalten oft sehr viel schadstoffbelastetes Palmöl.

Bei der Ernte werden die ganzen Fruchtstände der Ölpalme abgehackt und anschließend im Dampf erhitzt. Dann werden die Einzelfrüchte abgelöst und gequetscht, um die Steinkerne abzutrennen. Aus dem zu über 50 Prozent aus Fett bestehendem Fruchtmus kann direkt das Öl abgepresst werden. Dieses ist bei Zimmertemperatur fest und wird hauptsächlich zur Herstellung von Margarine verwendet. Die Samen bzw. Steinfrüchte werden mit Spezialmaschinen geknackt und je nach Güte als Lebensmittelzusatz oder für die Seifen- und Kosmetika-Produktion verwendet. Die Restprodukte der Ölproduktion dienen als Viehfutter und der Saft der Palmblätter wird zu Palmwein vergoren.

Insgesamt wird heutzutage mehr als die Hälfte des Palmöls als Biosprit verbraucht und in Kraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung verbrannt. Ein knappes Viertel geht in die Lebensmittelindustrie für Margarine, Schokoaufstrich, Crunchmüsli, Speiseeis, Gebäck, Fertigsuppen, Tiefkühlpizzen und Schokoriegel. Knapp 15 Prozent dienen als Futtermittel für Rinder, Schweine und Geflügel und etwa die gleiche Menge geht in die chemische, pharmazeutische, Reinigungsmittel- und Kosmetikindustrie.

Auch die Biobranche setzt auf Palmöl. In Hunderten Bioprodukten bekannter Hersteller ist das tropische Öl enthalten. Zwar ist der Einsatz von Pestiziden, chemischen Düngemitteln und Gentechnik verboten, aber auch der Anbau von Biopalmöl wird von industriellen Monokulturen dominiert.

Schon gewusst?

Der Ölpalmanbau ist seit Jahrzehnten eine der Hauptursachen der Regenwaldvernichtung! Ölpalmen gedeihen vor allem in tropischen Regionen nahe dem Äquator – dort, wo es viel Niederschlag gibt. Südostasien rodet für die meisten Palmölplantagen tropische Urwälder. In Indonesien etwa entstehen viele dieser Anbauflächen illegal – fernab jeglicher Kontrolle und ohne offizielle Erfassung. Auch wenn Palmölfirmen über behördliche Genehmigungen verfügen, ist deren Legalität oft fraglich, da bei der Vergabe von Lizenzen für Ölpalmplantagen sehr häufig Korruption, Landkonflikte und Menschenrechtsverletzungen im Spiel sind. Und nur weil etwas als legal gilt, ist es noch lange nicht gerecht oder umweltfreundlich. Noch heute erteilen staatliche Stellen Genehmigungen für den Anbau in wertvollen Regenwaldgebieten – oftmals ohne Rücksicht auf die dort lebenden indigenen Gemeinschaften und ihre Rechte.

Palmöl – ein Klimasünder

In der Klimadiskussion versucht die Palmölindustrie, sich mit hohen Ertrags- und Produktionszahlen als besonders effizient darzustellen und argumentiert, dass Ölpalmen aufgrund ihrer hohen Erträge im Verhältnis zu anderen Ölfrüchten wenig Anbaufläche benötigten. Dabei sind bereits jetzt weltweit viele Flächen mit Ölpalm-Monokulturen in Beschlag genommen.  Fakt ist auch, dass Ölpalmen vor allem in den von Regenwäldern bedeckten Gebieten nahe des Äquators gedeihen und deshalb für die Anlage der Plantagen die artenreichsten Ökosysteme der Welt abgeholzt, bedrohte Arten wie Orang-Utans dezimiert und die dort lebenden Menschen vertrieben werden. Durch die Entwaldung werden zudem gigantische Mengen an gespeichertem Kohlenstoff als Kohlendioxid in die Atmosphäre ausgestoßen. Indonesien ist vor allem durch die Regenwald-Abholzung für Ölplantagen einer der weltweit größten CO2-Emittenten. Bei der Palmölproduktion wird auch für Bodenbearbeitung, Düngemittel, Pestizide, Ernte, Transport und Verarbeitung viel fossile Energie eingesetzt. Zudem entweicht aus den Produktionsrückständen wie den Kochabwässern der Ölmühlen Methan, welches ein sehr starkes Treibhausgas ist. Und der aus Palmöl gewonnene Biodiesel verursacht dreimal so viele klimaschädliche Emissionen wie Diesel aus Erdöl.

Aufgrund der öffentlichen Diskussion erschuf die Palmölindustrie in den letzten Jahren verschiedene Nachhaltigkeitslabel. Da diese jedoch in der Praxis nicht zu einem Rückgang der Regenwaldabholzungen für Ölpalmen und zur Verbesserung der Menschenrechtslage geführt haben, lehnen die meisten Umwelt- und Entwicklungsorganisationen diese PR-Initiativen der Industrie als Verbrauchertäuschung und deren Finanzierung mit Steuergeldern ab. Lebensmittelhersteller in immer mehr Ländern ersetzen daher auf Druck von Konsument*innen Palmöl durch Sonnenblumenöl – und werben mit „palmölfrei“-Hinweisen auf den Verpackungen.

Sind Ölpalmen schlechte Pflanzen?

Öl- oder Kokospalmen sind weder schlecht noch gut. Das Problem liegt in der enormen Nachfrage nach pflanzlichen Ölen und Fetten auf dem Weltmarkt. Die von der Industrie benötigten riesigen Mengen lassen sich besonders kostengünstig auf industriellen Monokulturen und unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen erzeugen.

Innovative Projekte und Initiativen zeigen aber, dass der Ölpalmen-Anbau nachhaltig funktionieren kann. Dazu gehören zum Beispiel Agroforstsysteme, wo die Ölpalme Teil eines Mischkulturen-Anbaus ist.

Quellen

Rettet den Regenwald e.V.: Palmöl – der Tod des Regenwaldes

Sodi!: History of Food: Ölpalme

WWF: Like Ice in the Sunhine. Pflanzenöle und Fette in Speiseis. Das Beispiel Kokosöl.