Sesam, Sesamum indicum

Fläche global: 12,7 Millionen Hektar
Fläche auf dem Weltacker: 16 m² (0,8 %)
Herkunftsregion: Indien, Ost-Afrika
Hauptanbaugebiete: Sudan, Indien, Myanmar
Verwendung / Hauptnutzen: Öl, Backzutat

«Sesam öffne Dich!» heißt die Zauberformel im Märchen, damit sich der Zugang zu einer Felsenhöhle voller Schätzen öffnet. Auch Sesamsamen bergen mit ihrem Nährstoffreichtum viele Schätze in sich. Der bekannte Zauberspruch hat seinen Ursprung wohl bei den Sesamkapseln, die mit einem geheimnisvollen Knacken aufplatzen, sobald sie reif sind.

Ein Überlebenskünstler

Sesam gehört zur Familie der Sesamgewächse (Pedaliaceae) und ist eine der ältesten Ölpflanzen. Sie kommt ursprünglich aus Südasien und mag es sehr sonnig und warm. Die krautige Pflanze ist einjährig und wird 60 bis 150 cm hoch. Aus den Blattachseln am Stängel wachsen weiße, rosa oder dunkelrote Blüten, die eher unangenehm riechen. Aus ihnen entwickeln sich die Kapseln mit den Sesamsamen.

Es gibt zwei verschiedene Typen von Sesampflanzen. Einen Typ mit einer unverzweigten Wuchsform, mit zwei bis drei Kapseln pro Sprossknoten, die eher langsam reifen und im intensiven Anbau eingesetzt werden. Der zweite Typ hat eine verzweigte Wuchsform mit nur einer früher ausreifenden Kapsel pro Sprossknoten. Dieser Typ sollte nicht zu dicht gepflanzt werden und eignet sich für den extensiven Anbau. Je nach Sorte gibt es weiße, braune und schwarze Sesamsamen, die sich im Geschmack und in der Nährstoffzusammensetzung leicht unterscheiden. Die Sesampflanze ist sehr bescheiden – sie mag Hitze, Trockenheit und nährstoffarme Böden. Aus diesem Grund bauen auch einige Kleinbäuer*innen Sesam als Cashcrop auf mageren Böden an – die internationale Nachfrage ist groß.

Die größten Sesam-Player

Heute wird Sesam in allen tropischen und subtropischen Gebieten der Welt angebaut. Der größte Sesamproduzent der Welt ist der Sudan, gefolgt von Indien und Myanmar. China ist bei der Produktion von Sesamöl führend und importiert auch weltweit die meisten Sesamsamen. Beim Export von Sesamöl führt Indien die Rangliste an, Japan macht aber mit Abstand den größten Umsatz mit dem Export von hochwertigem Sesamöl. Die USA importiert weltweit am meisten Sesamöl.

Kleine Samen voller Magie – „Sesam öffne dich!“

Der Name „Ölpflanze“ kommt beim Sesam nicht von ungefähr – in jedem seiner winzigen Samen steckt ein kleines Kraftwerk aus Fett. Etwa die Hälfte ihres Gewichts besteht aus kostbaren einfach und mehrfach gesättigten Fettsäuren. Bei den mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die der menschliche Körper nicht selber herstellen kann, dominiert die Omega-6-Fettsäure Linol. Sie hat einen positiven Einfluss auf den Cholesterinspiegel und ist wichtiger Bestandteil der menschlichen Haut und der Darmschleimhaut.

Doch Sesam kann noch mehr: Er liefert Ballaststoffe und Proteine, die lange satt machen und gleichzeitig den Stoffwechsel auf Trab halten. Zudem enthält Sesam viel Eisen, Calcium und Vitamine: Neben verschiedenen B-Vitaminen auch Vitamin E, welches unsere Zellen schützt und hilft, zahlreichen Krankheiten vorzubeugen. Schwarzer Sesam hat von den meisten Nährstoffen etwas mehr als weißer Sesam.

Wegen der vielen Antioxidantien kann Sesamöl sehr lange aufbewahrt werden. Auch in Tropenhitze wird es nicht so leicht ranzig. Allerdings sollte Sesam wie alle Öle mit einem hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren nicht hoch erhitzt werden.

Und nicht zuletzt: So gesund und vielseitig Sesam auch ist – er zählt zu den starken Allergenen. Deshalb muss er in Lebensmitteln klar deklariert werden. Denn was für die einen ein Superfood ist, kann für andere zur ernsten Gefahr werden.

Schon gewusst?

In den ersten Jahren des Weltackers wuchs hier noch kein Sesam. Erst in den letzten Jahren ist der Sesam-Anbau so gestiegen, dass er jetzt einen Platz unter den flächenmäßig größten Kulturen der Welt ergattert hat und damit auch auf unserem Weltacker wächst. Die große Nachfrage nach Sushi, Tahini und Co. hat den Anbau befeuert – zudem ist es für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sehr profitabel, ihre nährstoffarmen Böden für den Sesam-Anbau zu nutzen.

Vom Teller, über die Medizin bis zur Kosmetik – Sesam ist viel gefragt

Für die menschliche Ernährung werden entweder Sesamsamen oder Sesamöl verwendet. Sesam findet sich in asiatischen Wokgerichten, auf Brot und Brötchen oder als Öl in Salatsaucen. Im arabischen Raum ist Tahin, eine cremige Paste aus pürierten Sesamsamen und Sesamöl weit verbreitet. Sie ist z.B. fester Bestandteil vom allseits beliebten Hummus. Ebenfalls aus dem arabischen Raum kommt die köstliche Süßspeise Halva. In der japanischen und koreanischen Küche ist Gomasio sehr beliebt, eine Gewürzmischung aus gerösteten schwarzen Sesamsamen und Meersalz.

In der traditionellen chinesischen Medizin werden sowohl Sesamsamen als auch Sesamöl für verschiedenste Behandlungen verwendet. Und im Ayurveda gilt Sesamöl als DAS Massageöl, weil es tief in die Haut eindringt. Diese Effekte machen es auch ideal für Kosmetikprodukte. Es pflegt trockene und spröde Haut und hilft, Schorf von verheilten Wunden zu lösen. Die im Sesamöl enthaltene essenzielle Aminosäure L-Lysin wird auch genutzt, um Herpes und Gürtelrose zu behandeln.

Sesammehl mit seinen vielen Proteinen, Mineralstoffen und Vitaminen ist weiter ein beliebtes und günstiges Ergänzungsfutter für die Tierzucht. Weil Sesammehl fast sechs Prozent Stickstoff und andere Inhaltsstoffe enthält, ist es auch ein guter Pflanzendünger. Fermentiertes Sesammehl kommt zum Beispiel als Dünger für Kulturen wie Wassermelonen, Himbeeren oder Tabak zum Einsatz.

Quellen

Utopia: Sesam: Nährstoffe, Wirkung und Tipps zur Zubereitung

Sesame (Sesamum indicum L.): A Comprehensive Review of Nutritional Value, Phytochemical Composition, Health Benefits, Development of Food, and Industrial Applications, Panpan Wei 1 , Fenglan Zhao 1 , Zhen Wang 1 , Qibao Wang 2 , Xiaoyun Chai 3, *, Guige Hou 4, * and Qingguo Meng

Biologie-Seite: Sesam

Mint et al. (2020): Sustainable Sesame (Sesamum indicum L.) Production through Improved Technology: An Overview of Production, Challenges, and Opportunities in Myanmar. Link.