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Grünfutter

grünfutter

Luzerne, Klee- und Weidelgras (von links), Illustration: Annika Huskamp

Das Grünfutter ist die wichtigste Kultur auf dem Weltacker, obwohl es für die menschliche Ernährung nicht direkt zu gebrauchen ist. Es ist die Kultur die den Boden fruchtbar macht und ohne die moderne Biolandwirtschaft nicht denkbar wäre.

Rotklee-Luzerne-Weidelgras-Mischung

Auf dem Weltacker wird eine Rotklee-Luzerne-Weidelgras Mischung angebaut. Der Rotklee und die Luzerne, die zur Familie der Leguminosen gehören, sind in der Lage, über eine Symbiose mit Bodenbakterien, Luftstickstoff zu binden und in einer pflanzenverfügbaren Form zu speichern. Ein höherer Anteil solcher Futtergemenge auf den Äckern der Welt könnte den Einsatz von synthetischen Stickstoffdüngern, und all seinen schlimmen Folgen, drastisch reduzieren. Der Kunstdünger wird auch aus Luftstickstoff gewonnen, aber für seine Herstellung werden sehr große Mengen an Energie benötigt. Das gleiche machen die Futterleguminosen sozusagen nebenbei, und das in wirtschaftlich relevanten Mengen.

Humusbildung durch Rückführung an organischer Substanz

Leider liegt der Schwerpunkt des Grünfutteranbaus laut FAO Statistik auf den Gräsern und nicht auf den Leguminosen. Aber es gibt noch einen zweiten wichtigen Aspekt, der den Feldfutteranbau so bedeutsam macht: das ist die Anreicherung organischer Substanz im Boden, und daran sind auch die Gräser mit ihrer Wurzelmasse beteiligt. Im Boden finden ständig Abbauprozesse der organischen Substanz statt; durch die Umsetzungsprozesse werden Nährstoffe freigesetzt, die den Pflanzen dann für ihr Wachstum zur Verfügung stehen. Dieser Abbau muss durch die Rückführung an organischer Substanz ausgeglichen werden, um die Fruchtbarkeit des Bodens dauerhaft zu erhalten. Bei Klee – Gras – Luzerne Gemischen liegt die Bildung organischer Trockenmasse weit über der Menge, die für die einfache Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit gebraucht wird, so dass hier eine aktive Humusbildung stattfinden kann.

Futter für die Tierhaltung

Der dritte Aspekt der den Feldfutteranbau so wichtig macht, ist die Nutzung als Futter für Schafe, Ziegen und Rinder. Durch die Futternutzung ist eine sinnvolle Verwertung der oberirdischen Pflanzenmasse möglich und über den Stallmist, der als Dünger genutzt werden kann, schließt sich der Kreislauf innerhalb des landwirtschaftlichen Betriebes. Aber auch viehlose Betriebe können die Grünmasse sinnvoll verwenden, als Dünger für andere Ackerkulturen. Das tun auch wir auf dem Weltacker: das abgemähte Klee/Gras wird als Bodendecke zwischen andere Kulturen gestreut. Dieses so genannte Mulchsystem bringt eine große Steigerung der Bodenfruchtbarkeit hervor, wie ein Langzeitversuch über zehn Jahre gezeigt hat. An der praktischen Umsetzbarkeit in größeren landwirtschaftlichen Betrieben wird intensiv geforscht. Wenn man dagegen die oberirdische Pflanzenmasse auf der Fläche liegen lässt auf der sie gewachsen ist, wird durch die Düngewirkung die Aktivität der stickstoffsammelnden Bakterien gebremst und das Klee/Gras kann nicht seine volle Wirkung für den Boden entfalten.

Klimaschutz durch Einsatz von Grünfutter statt Getreide

Angesichts der Tatsache, dass 2016 nur 42 % der Weltgetreideernte direkt für die menschliche Ernährung genutzt wurde ist offensichtlich wo die Reserven für eine Ausweitung des Klee/Gras Anbaus liegen, nämlich in einer Verschiebung der Fütterung, weg von der Getreidefütterung, hin zu einer Fütterung mit Grünfutter. Darin liegt auch noch ein Klimaschutzaspekt. Durch die Anreicherung organischer  Substanz im Boden werden große Mengen an Kohlenstoff gebunden. Das wiederum führt zu einer Verbesserung der Ernteerträge auf natürliche Weise, ohne den heute üblichen Input an Energie, Düngemitteln und Pestiziden.

Insektenvielfalt

Und noch ein weiterer Aspekt macht den Feldfutterbau so bedeutsam: Wissenschaftler haben auf Klee und Luzernefeldern bis zu 1600 Insektenarten gezählt, das ist sehr viel und die Bedeutung der Insekten für das gesamte Ökosystem Kulturlandschaft ist allgemein bekannt. Das zeigt, dass eine hohe Bodenfruchtbarkeit und gute Ernten nicht im Widerspruch stehen zu einer großen Artenvielfalt auf dem Acker.

Autor: Gerd Carlsson