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Pflanze der Woche: Roggen

File:Rye DSC 4773.jpg - Wikimedia Commons

Es ist ein Getreide, hierzulande sehr bekannt, außerdem geschätzt, nicht zuletzt seines Rufes als äußerst nahrhaftes Getreide. Die Rede ist vom Roggen, einer der traditionsreichsten Getreidesorten in Mitteleuropa. Schon im Mittelalter ernährte sich die einfache Landbevölkerung Mitteleuropas, die einen Großteil der totalen Bevölkerung ausmachte, unter anderem auf der Basis von Roggen. Auch heutzutage kommt Roggen in zahlreichen Lebensmitteln vor, hauptsächlich aber als Backzutat in der Brotherstellung. Obwohl Weizen mittlerweile die am weitesten verbreitete Getreideart ist, ist die Beliebtheit des Roggen in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen gilt Roggen als äußerst gesund, zum anderen genießt er den Ruf als äußerst bodenständige, unkomplizierte Pflanze.

Doch woher hat der Roggen seinen Ruf, als unkomplizierte, bodenständige Pflanze? Und ist Roggen überhaupt so gesund wie ihm nachgesagt wird?

Mehr dazu in diesem Beitrag.

Was meinen Leute wenn sie von einer bodenständigen, unkomplizierten Pflanze reden? Sie meinen, dass die Pflanze auch unter bescheidenen Umständen wächst. Die Pflanze sollte auch mit härteren Temperaturen oder sandigen Böden zurechtkommen, anstatt beim ersten Widerstand einzugehen. Erfüllt der Roggen diese Voraussetzung? Lasst uns einen Blick auf die Tatsachen werfen.

Nicht nur wächst der Winterroggen, die am weitesten verbreitete Sorte in Deutschland, auf sandigem Boden, er verträgt sogar Temperaturen bis -25 Grad Celsius. Das macht den Winterroggen zu der Getreideart mit der höchsten Kälteresistenz, hier in Deutschland.

Diese Eigenschaften ermöglichen es dem Roggen, dort zu wachsen wo andere Sorten, beispielsweise Weizen, nicht wachsen. Unter Berücksichtigung dieser Fakten ist es nicht übertrieben von einer unkomplizierten und bodenständigen Pflanze zu sprechen.

Ironischerweise wurde der Roggen, der heute für seine Robustheit gelobt wird, früher, im Mittelalter, als eine Art Unkraut angesehen. Es kam nämlich oft vor, dass der Roggen auf den Weizenfeldern der Bauern als Nebenerscheinung auftrat. Mit der Zeit bemerkten die Bauern die Eigenschaften des Roggen und fingen an vermehrt auf den pflegeleichteren Roggen zu setzen. Mit dem vermehrten Anbau des Roggen wuchs auch seine Bedeutung in der Ernährung. Er etablierte sich als Backzutat, wurde zur Grundlage des allseits bekannten Kornbrandes und teilweise sogar zum Bierbrauen genutzt.

Wo wir schon bei dem Thema Ernährung sind: Ist Roggen wirklich so gesund, wie viele Leute annehmen?

Ziehen wir einen Vergleich zwischen Winterroggen und Weichweizen, der bedeutendsten Weizensorte. Sowohl Roggen als auch Weizen enthalten rund 60% Kohlenhydrate, wobei Roggen etwas mehr enthält als Weizen und 1,5 bis 2% Fett, nur im Punkt Eiweiß gibt es einen kleinen Unterschied: Weizen enthält circa 2,5% mehr Proteine als Roggen. Nun zu Ballaststoffen und Spurenelementen. Weizen enthält, mit 13,3%, minimal mehr Ballaststoffe als Roggen und liegt lediglich bei den Mineralstoffen um 0,2% hinten, Roggen enthält 1,9% dieser. Bei den Vitaminen liegt Weizen jedoch deutlich vorne. In der Summe enthält Weizen mehr als 8000 Mikrogramm Vitamine, Roggen nicht einmal 7000.

Ist Roggen also wirklich so gesund, wie es oftmals gepredigt wird? Das scheint nicht der Fall zu sein, denn die Nährwerte von Roggen und Weizen sind im Zweifelsfall zwar recht ausgeglichen, faktisch liegt Weizen aber etwas vorne.

Heißt das, dass man sich bei der Ernährung nur auf Weizen beschränken sollte? Auf keinen Fall, denn solange wir den Roggen noch haben sollten wir ihn auch genießen. Es ist nämlich fraglich wie lange Roggen noch problemlos, hier in Deutschland, angebaut werden kann. Roggen zählt zu den großen Verlierern des Klimawandels.