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Vom Feld zur Atmosphäre

– Die Wechselwirkung zwischen Landwirtschaft und Treibhausgasen 

Der Treibhauseffekt: Ein natürlicher Mechanismus unter anthropogenem Einfluss 

Der Treibhauseffekt ist zunächst einmal ein ganz natürlicher Vorgang, der die Temperatur auf der Erde beeinflusst. Die Sonne sendet kurzwellige Strahlung zur Erde, von der ein Teil zurück in den Weltraum reflektiert wird. Der nicht reflektierte Teil der kurzwelligen Strahlung wird von der Erdoberfläche absorbiert und in langwellige Wärmestrahlung umgewandelt. Dadurch erwärmen sich die Erdoberfläche und die Gewässer. 

Während die Wärmestrahlung nun nach oben steigt, durchquert sie die Erdatmosphäre. Diese besteht aus verschiedenen Gasen, darunter Treibhausgase wie Wasserdampf, Kohlendioxid, Methan und Lachgas. Da diese Gase die Eigenschaft haben, langwellige Wärmestrahlung zu absorbieren und dann abzugeben, sitzt die Wärmestrahlung von nun an in der Erdatmosphäre fest. Statt in den Weltraum zu entfliehen, wird sie zurück reflektiert und erwärmt so die Erdtemperatur.  

Ohne die Temperaturerwärmung durch den natürlichen Treibhauseffekt läge die Durchschnittstemperatur der Erde bei lebensfeindlichen -18 °C. Mit dem Treibhauseffekt beträgt die Durchschnittstemperatur hingegen etwa 15 °C. Ohne den Treibhauseffekt können wir also nicht leben. 

Die globale Durchschnittstemperatur ist allerdings in den letzten 130 Jahren um 1,04 °C gestiegen, was durch verschiedene Naturkatastrophen und den negativen Einfluss auf die Ökosysteme auch für den Menschen zu einer immer größer werdenden Existenzbedrohung wird.  

Mit der Industrialisierung begann die Verbrennung fossiler Energieträger, wie Kohle, Erdöl und Erdgas. Dadurch reicherten sich immer mehr Treibhausgase in der Atmosphäre an. Die Wirkung des natürlichen Treibhauseffekts wurde somit enorm verstärkt – die Temperatur stieg. Da der damit einhergehende Klimawandel durch uns Menschen verursacht wird, spricht man hier vom anthropogenen Treibhauseffekt. 

Die anthropogenen Treibhausgase und ihre Klimawirkung 

Die anthropogenen Treibhausgase unterscheiden sich in ihrer Verweildauer in der Atmosphäre und in ihrer Klimawirkung. Zu den häufigsten Treibhausgasen gehören Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O).  

Kohlenstoffdioxid, als meist emittiertes anthropogenes Treibhausgas, wird vorwiegend durch die Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas freigesetzt. CO2 hat eine sehr hohe Verweilzeit in der Atmosphäre. Selbst nach einem Jahrtausend können noch immer beträchtliche 15 bis 40 Prozent des Gases zurückbleiben. 

Im Gegensatz dazu erfolgt der Abbau von Methan in der Atmosphäre bereits innerhalb von 12,4 Jahren. Trotz dieser vergleichsweise kurzen Verweilzeit ist Methan etwa 25-mal so wirksam wie CO2 und trägt somit erheblich zum anthropogenen Treibhauseffekt bei.  

Lachgas ist sogar 298-mal wirksamer als CO2. Damit spielt auch dieses Gas eine bedeutende Rolle im Treibhauseffekt, wenngleich es “nur” etwa 121 Jahre in der Atmosphäre überdauern kann. 

Die Rolle der Landwirtschaft in den Treibhausgasemissionen 

Treibhausgase werden durch verschiedene Sektoren verursacht. Insbesondere der Verkehr, die Industrie und die Energiewirtschaft tragen maßgeblich zu den Emissionen bei. Die Landwirtschaft spielt jedoch ebenfalls eine entscheidende Rolle und steht global, nach dem Energiesektor, an zweiter Stelle der weltweiten CO2-Emissionen. 

Betrachtet man ausschließlich den CO2-Ausstoß Deutschlands, steht die Landwirtschaft in der Reihenfolge weiter hinten. Beispielsweise sind Abfall und Verkehr hier für noch größere CO2-Emissionen verantwortlich. Im Jahr 2021 trug die Landwirtschaft in Deutschland dennoch etwa zu 7,4 % der gesamten Treibhausgasemissionen bei. 

Hinzu kommt, dass CO2 bei der Betrachtung der landwirtschaftlich verursachten Emissionen nicht die entscheidende Rolle spielt, sondern vielmehr Methan und Lachgas. 

Methan wird in der Landwirtschaft unter anderem durch die Verwendung von Wirtschaftsdünger ausgestoßen. Die Hauptquelle für Methanemissionen ist jedoch die Viehhaltung. Während des Verdauungsvorgangs von Wiederkäuern entsteht dieses klimaschädliche Treibhausgas. 

Auch Lachgas wird durch die Viehhaltung in die Atmosphäre freigesetzt. Im Jahr 2022 konnten etwa 69,5 % der Emissionen der Landwirtschaft allein auf die Tierhaltung zurückgeführt werden. Zusätzlich ist vor allem die Verwendung von stickstoffhaltigen Düngemitteln für die anthropogenen Lachgas-Emissionen verantwortlich. 

Globale Herausforderung des Klimawandels:  

Die ungleiche Verteilung von Emissionen und deren Folgen 

Der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen und die damit einhergehenden Folgen des Klimawandels stellen eine der größten Herausforderungen unserer Zeit dar. Ein besonders problematischer Aspekt dieser globalen Krise liegt in der ungleichen Verteilung von Treibhausgasemissionen und den daraus resultierenden Folgen: 

Im Jahr 2021 betrug der CO2-Ausstoß weltweit 38 Milliarden Tonnen, wobei die G20-Staaten, insbesondere China, die USA und die EU, für etwa 81 % der Emissionen verantwortlich waren. Dies verdeutlicht die erhebliche Rolle, die die industriell geprägten Länder des Globalen Nordens in der Verursachung des Klimawandels spielen. 

Die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels gefährdeten Länder gehören allerdings größtenteils zu den Ländern des Globalen Südens. In vielen dieser Regionen besteht ein hohes Risiko für erhebliche Naturkatastrophen:  Der Anstieg des Meeresspiegels zum Beispiel gefährdet besonders Inselstaaten wie Indonesien. Auch der Monsun, der durch den Klimawandel immer mehr an Regelmäßigkeit verliert, könnte weite Teile Südostasiens zunehmend mit Starkregen- und Trockenphasen bedrohen. In Somalia gefährden Dürren die Nahrungsmittelsicherheit. Die Beispiele für die Folgen des Klimawandels im Globalen Süden sind zahlreich. 

Besonders vulnerabel sind Menschen, die unmittelbar von Landwirtschaft leben. Obwohl der landwirtschaftliche Sektor maßgeblich zu den Treibhausgasemissionen beiträgt, ist er gleichzeitig besonders anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels. Temperatur- und Niederschlagsänderungen können Ernten vernichten und somit die Existenz von Bäuerinnen und Bauern gefährden. Dies trifft SelbstversorgerInnen besonders schwer. 

Der Klimawandel trägt dazu bei, globale Ungerechtigkeiten zu verschärfen und bedroht bereits wirtschaftlich benachteiligte Menschen in ihrer Lebensgrundlage. Die Länder, die für den Großteil der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, erleben die Auswirkungen des Klimawandels dabei vergleichsweise geringfügig. 

Die Landwirtschaft als Lösung ihrer eigenen Probleme?! 

Die Landwirtschaft kann jedoch auch eine Schlüsselrolle auf dem Weg zur Klimagerechtigkeit einnehmen. Zum Beispiel durch Dauerkulturen und den Schutz von Moorböden kann sie CO2 speichern und somit dem anthropogenen Treibhauseffekt entgegenwirken. 

Auch der vermehrte Anbau von Hülsenfrüchten als proteinreiche Alternative zu Fleischprodukten könnte dazu beitragen, die Emissionen von Treibhausgasen, die durch die Tierhaltung verursacht werden, zu reduzieren. 

Zudem trägt die Landwirtschaft zur Schaffung von Arbeitsplätzen in ländlichen Gebieten bei. Bei ausreichender Unterstützung kleiner LandwirtInnen und durch die Förderung nachhaltiger Praktiken kann der landwirtschaftliche Sektor dazu beitragen, soziale Ungleichheiten zu reduzieren und eine sichere Ernährung zu gewährleisten. 

Auch auf globaler Ebene kann dies zu gerechteren Verteilungsstrukturen führen. Lokale Ressourcennutzung ermöglicht eine nachhaltige Selbstversorgung und reduziert Abhängigkeiten von externen Märkten. Damit kann die Landwirtschaft zur Verringerung globaler Disparitäten beitragen. 

Die Quellen zu diesem Beitrag findet Ihr hier.