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Pflanze der woche: Tomate

Tomatenpflanze auf dem Acker
(Foto: Carsten Fischer)

Die Tomate (Solanum lycopersicum)

Tomaten auf den Augen möchte man vielleicht lieber nicht haben, doch Tomaten im Garten und auf dem Teller erfreuen sich großer Beliebtheit. So ist die Tomatenpflanze die wichtigste Gemüsekultur auf dem Acker. So auch bei uns auf dem Weltacker; die Tomate nimmt den größten Flächenanteil unter den Gemüsen in Anspruch.

Doch wie kommt die Tomate eigentlich zu solch großer Beliebtheit?

Tomate auf dem Balkon
(Foto: Jürgen Schulze-Ksinzyk)

WIE KOMMT DIE TOMATE IN UNSERE GÄRTEN?

Die Geschichte der Tomate beginnt in Mittel- und Südamerika. Ob sie dort Peru oder Mexiko entstammte, darüber wird noch gestritten. Was hingegen klar ist: schon die Maya kultivierten um 200 v. Chr. bis 700 n Chr. Tomaten. Tatsächlich verdanken wir den Maya und Azteken sogar den Namen unseres beliebten Gemüses. So wurden sie von ihnen entweder „Xītomatl“ oder kurz „Tomatl“ (dickes Wasser) genannt. Noch heute befindet sich die größte Vielfalt an kultivierten Tomaten in Mittelamerika.

In der Neuzeit, vermutlich um 1500, kam die Tomate letztlich durch die Seefahrt nach Europa. Zunächst war die Tomate zwar eine beliebte Kuriosität in den Gärten der Oberschicht, doch der neuartige Geruch der grünen Pflanzenteile schreckte vor einem Verzehr der Pflanze ab. Erst ab dem 17. Jahrhundert änderte sich dies langsam. So entstanden in Italien des 19. Jahrhunderts erste Rezepte und schnell gewann sie auch in anderen Küchen Europas an Bedeutung.

DOCH WAS IST DIE TOMATE EIGENTLICH?

Der Fruchtstand: Wickel oder Rispe?
(Foto: Carsten Fischer)

Die Tomate stammt aus der Familie der Nachtschattengewächse, wie unter anderem die Kartoffel, Paprika, Aubergine und Tabak. Sie ist eine krautige, einjährige, aber auch zweijährige und teils sogar ausdauernde Pflanze, die, unkultiviert, zunächst aufrecht, später aber niederliegend und kriechend wächst. Die Form des Blütenstandes ist ein Wickel, also keine Rispe, auch wenn uns die gängige Bezeichnung „Rispen-Tomate“ dazu verlockt dies anzunehmen.

Die Tomatenfrucht, die umgangssprachlich auch Tomate genannt wird, ist botanisch gesehen eine Beere, was mit der allgemeinen Verwendung des Begriffes „Beere“ nicht gleichzusetzten ist.

Die rote oder auch orange Farbe verdankt sie Carotinoiden: natürlich vorkommende, fettlösliche Pigmente, die wir vor allem mit Karotten in Verbindung bringen. Doch auch Blüten, Vogelgefieder sowie Chitinpanzer verdanken Carotinoide ihre rötlichen Färbungen.

Auch wenn die Tomatenfrucht genießbar ist, so enthalten die grünen Pflanzenteile Tomatadin, welches schwach giftig, also unbekömmlich ist. Darum besteht wohl auch bei einigen Menschen das Bedürfnis, noch die grünen Teile der Frucht zu entfernen. Bei grünen Tomaten ist im Übrigen nichts zu befürchten. Sie erhalten ihre grüne Färbung wohl durch ihre Reifung von innen nach außen, also andersherum als sonst.

– SCHON GEWUSST?

Die enge Verwandtschaft zu anderen Kulturen ermöglichen z.B. Veredelungen von Auberginen durch Tomatenpflanzen und regen EU-Forscherteams dazu an, eine Kreuzung aus Tomate und Kartoffel schaffen zu wollen: die Tomoffel. Letzteres konnte sich bislang noch nicht etablieren, da hier die Kartoffelknolle und Tomatenfrucht mehr Nährstoffe benötigen, als die Tomoffelpflanze ihnen mit ihrem Blattwerk bieten kann.

Lycopin, ein wesentliches Carotinoid in der Tomate, wirkt antioxidativ und stärkt so die Immunabwehr, wodurch das Risiko bestimmter Krebserkrankungen gesenkt werden soll.

Weltweit existieren mehr als 10000 Sorten – Tendenz steigend – und hinzu kommen die unzähligen Züchtersorten, die nicht angemeldet sind. Also eine ganze Menge!

Diverse Tomatensorten
(Foto: Pixabay)

HUMMELN ZUR BESTÄUBUNG

Tomatenblüten sind sogenannte Vibrationsbestäuber, weshalb sich Hummeln hervorragend als Bestäuber eignen. Dies machte sich die Forschung zu Nutze und so ist es seit der Jahrtausendwende weltweit üblich, Hummeln zur Tomatenbestäubung einzusetzen. Vorteil dieser Methode sind die wohl höheren Erträge und die geringeren Kosten im Vergleich zur manuellen Methode. Nachteilig ist hingegen, dass es sich bei diesen Hummeln meist um eine Züchtung handelt, die in der Regel nicht heimisch ist und somit andere, heimische Populationen gefährden kann. Darum ist diese Methode z.B. auch in Australien untersagt. Im Gegensatz zu der „Hummel-Methode“, ist es auf kleineren, biologisch wirtschaftenden Betrieben durchaus gängig durch das Gewächshaus zu laufen und an den Pflanzen kurz zu rütteln, damit sich diese selbst bestäuben.

TOMATEN-ANBAU

In Almeria (Spanien) liegt ein Schwerpunkt des europäischen Tomatenanbaus. Auf rund 20.000 ha werden dort Hybridsorten, meistens unter Glas oder Plastik und zunehmend erdlos auf Mineralwolle und mit Flüssignährstoffen, angebaut. Auch sonst ist der Freilandanbau von Tomaten eher selten, da die Braunfäule hier schnell ganze Ernten zunichte macht. Außerdem existieren deutlich weniger Freiland-Tomatensorten. Die Sorten, die z.B. in Almeria angebaut werden, sind für den Export gezüchtet und daher festfleischig. So können sie lange Transporte mit dem LKW bestehen und wir eine angenehm feste Tomate genießen. Doch durch diese Züchtungen sind eben auch leckere Geschmacksstoffe verloren gegangen. Sorten, die zwar weniger „Reise-robust“ sind, dafür jedoch intensivere Geschmäcker aufweisen, sind beim Einkauf seltener zu finden.

Tomatenanbau im großen Stil
(Foto: Pixabay)

Verübeln kann man es den Erwerbsgärtnereien kaum, dass sie auf ertragssichere, transportgeeignete Sorten zählen. Denn für viele hängt der wirtschaftliche Erfolg an der Tomate.

Der intensive Tomaten-Anbau hat leider einige Probleme zur Folge, wie enormer Wasserverbrauch und damit auch Versalzung der Böden. Der Verlust von Humus ist eine weitere Folge. Zudem werden hier hohe Mengen an Herbiziden und Pestiziden eingesetzt, wodurch die Biodiversität stark leidet. In industriellen Anbaugebieten wie Almeria sind neben den enormen ökologischen Folgen zudem die sozialen Auswirkungen frappierend. So ist hier die Ausbeutung von Menschen als billige Arbeitskräfte, die keinerlei Arbeitsschutz haben, tägliches Geschäft.

Kleineres Gewächshaus mit Tomaten
(Foto: Pixabay)

TOMATEN IN ZAHLEN

2018 wurden laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO weltweit etwa 182 Mio. Tonnen Tomaten geerntet. In Europa waren es insgesamt rund 23.300.00 t und in Deutschland waren es 103.266 t.

Die größte Tomaten-Exportnation ist Spanien. Doch die größten Produzenten weltweit sind China (61.523.462 Tonnen im Jahr 2018), Indien (19.377.000 t), die USA (12.612.139 t) und die Türkei (12.150.000 t). In der EU sind es Italien (6.577.109 t), Spanien (4.768.595 t) und Portugal (1.330.482 t). Die Niederlande produzieren zwar in Summe nicht so viel (910.000 t), doch durch intensive Gewächshauskulturen haben sie den höchsten Ertrag-je-Hektar, nämlich über 508 Tonnen je Hektar.

Insgesamt werden in Europa jedes Jahr rund 17 Millionen Tonnen Tomaten auf 494.993 Hektar angebaut.

Durchschnittlich isst jede*r Deutsch*e pro Jahr ca. 22 kg Tomaten. Die Hälfte davon als frische Tomaten. Lediglich 6 % der in Deutschland vermarkteten Tomaten werden auch hier produziert.

SCHON GEWUSST?

In den USA, genauer in Kalifornien, wird weltweit das meiste Tomatenmark produziert. Dieses fand hier auch seinen Ursprung und ist zum am weitesten verbreiteten Industrieprodukt der Welt geworden.

Weiteres zur Tomate findet ihr hier: