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Pflanze der Woche: Baumwolle

Mit einem Anteil von 50 % ist die Baumwollfaser die wichtigste Faser in der Textilindustrie. Jeder trägt sie, als T-Shirt, Jeans oder Pullover. Ihr Einsatzfeld geht jedoch weiter, als nur die Kleidungsindustrie.

Botanische Details

Die Baumwollpflanze gehört, wie auch die Stockrose oder die Kakaopflanze, der Familie der Malvengewächse an. Sie wächst ursprünglich mehrjährig als krautiges Gewächs oder als Strauch und erreicht eine Höhe zwischen 25cm und 2m. Nur in wenigen Gebieten, darunter Peru und Nordbrasilien wird die ausdauernde Baumwolle tatsächlich mehrjährig angebaut, da der Ertrag im ersten Erntejahr am Höchsten ist. Ihre Blätter sind handförmig und meist drei- bis neunlappig.

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Baumwollblüten ähneln den hier einheimischen Stockrosen. Sie stehen einzeln im oberen Bereich der Pflanze und sind gelb, rot oder weiß.

Aus einem befruchteten Fruchtknoten bildet sich nach der Blüte eine Kapsel, die mit zunehmender Reife aufplatzt. In dieser Kapsel befinden sich ca. 30 Samen, eingebettet in flauschige weiße Samenhaare, die zur Verbreitung der Samen durch Wind beitragen. Diese Fasern bestehen größtenteils aus Zellulose und sind von einer Wachsschicht umhüllt, die vor Witterungseinflüssen schützt.

Sie wächst in tropischen und subtropischen Vegetationszonen weltweit . Bezüglich des Nährstoffgehalts ist sie nicht sehr anspruchsvoll, aber in der Wachstumsphase benötigt sie viel Wasser und im Stadium der Reife viel Hitze.

Historischer Hintergrund

In Asien, Amerika und Afrika wurden verschiedene Arten unabhängig voneinander schon seit bis zu 8000 Jahren domestiziert. Die ältesten Belege für Baumwollfasern und –saaten in Indien können auf ca. 6000 v. Chr. datiert werden, in Südamerika auf ca. 4200 v. Chr. und im arabischen Raum auf ca. 2000 v.Chr.

Durch die britische, spanische und französische Kolonialisierung des amerikanischen Kontinents und Indiens entwickelte sich im 15. Jahrhundert ein globaler Baumwollhandel. Vom 16. Bis 19. Jahrhundert ermöglichte der transatlantische Sklavenhandel den billigen Anbau indischer Baumwollarten in Nordamerika. Dadurch entwickelte sich Baumwolle von einem Statussymbol der imperialistischen Elite zur wichtigsten Naturfaser in der gesamten Bevölkerung. Andere Textilrohfasern, z.B. Leinen, Schafwolle oder Hanf wurden stattdessen verdrängt.
Im 18. Jahrhundert, zur Beginn der industriellen Revolution, wurde die ersten Spinnmaschine in England und der erste Lochkarten-Webstuhl in Frankreich erfunden, sodass sich das globale Herstellungszentrum von Baumwolltextilien aus Nordamerika nach Europa verlagerte.

Nutzung

Heute ist sie die wichtigste Faserpflanze der Welt: Jeans, T-Shirts, Banknoten, Verbandmaterial, Kerzendochte. Baumwollfasern sind enorm vielseitig. Aus den längeren Fasern, dem Lint, werden zumeist Fäden gesponnen und Textilien gewebt oder gewirkt. Die kürzeren Fasern, die Linter, finden in der Herstellung von besonders reißfestem Papier Verwendung.

Aber auch andere Bestandteile der Baumwollpflanze werden verwertet: Aus dem Wachs kann Schmierfett für Cremes oder Seifen gewonnen werden.
Die Samen enthalten hochwertiges Öl, das allerdings vor dem Verzehr raffiniert werden muss, da in den Samen das für Menschen leicht giftige Gossypol enthalten ist. Sogar dann ist das Öl oft ungenießbar, da es Rückstände von Pestiziden enthält. Die Samenrückstände werden nach dem Pressen als eiweißhaltiges Futter für Wiederkäuer eingesetzt.

Ökologische Herausforderungen

Die Baumwolle stellt die industrielle Landwirtschaft vor mehrere Herausforderungen, z.B. bei der Ernte: Zwischen Aussaat und Reife liegen zwar durchschnittlich acht bis neun Monate, aber die einzelnen Pflanzen reifen unterschiedlich schnell. Da sowohl unreife als auch überreife Kapseln minderwertige Fasern liefern, müssen Baumwollfelder mehrfach abgeerntet werden. Und um Erntemaschinen verwenden zu können, müssen die Blätter der Pflanzen bereits abgefallen sein. Das erreichen Landwirte, indem sie entweder den ersten Frost abwarten oder indem sie chemische Entlaubungsmittel einsetzen.

Die Alternative zu den Erntemaschinen stellt das Pflücken per Hand dar. Aber das ist nicht weniger problematisch: es dauert länger, ist teurer und die Arbeitsbedingungen der Erntehelfer sind meistens miserabel, u.a. wegen Kinderarbeit und mangelndem Arbeitsschutz. Dafür ist die Qualität handgepflückter Baumwolle höher als die der maschinell geernteten, weil unreife Kapseln und Schmutz gezielt vermieden werden können
Außerdem ist Baumwolle, gerade Baumwolle in Monokulturen, sehr stark durch Krankheiten und Schädlinge, z.B. Weiße Fliegen, Kapselraupen und Blattläuse, gefährdet. Da diese Schädlinge den Ertrag maßgeblich dezimieren können, werden in der konventionellen Landwirtschaft sehr viele giftige Pestizide verwendet. Obwohl Baumwolle nur auf 2,5 % der weltweit verfügbaren landwirtschaftlichen Nutzfläche angepflanzt wird, findet 16 % des weltweiten Insektizideinsatzes auf Baumwollfeldern statt.

Und auch der enorme Wasserverbrauch stellt ein Problem dar. Die Hälfte der weltweiten Anbaufläche für Baumwolle verlässt sich auf künstliche Bewässerungssysteme. Und das aus gutem Grund: für die Menge an Baumwolle, die für ein T-Shirt gebraucht wird, müssen ca. 2000 Liter Wasser verwendet werden. Hierbei redet man auch von sogenanntem „virtuellem Wasser“. Virtuelles Wasser beschreibt die Menge an Wasser, die für die Herstellung eines Produktes eingesetzt wird. Die extreme Bewässerung der Baumwolle führt dann zu einem Absinken des Grundwasserspiegels, einer Versalzung der Böden und einem Massensterben lokaler Fischpopulationen.

Naturfasern der Zukunft?

Neben der Bio-Baumwolle, was etwa nur 1 % des Baumwollanbaus ausmacht, welche unter ökologisch vertretbaren Bedingungen angebaut wird, gibt es immer mehr alternative Möglichkeiten zur Fasergewinnung. Da die Nachfrage nach umweltfreundlicher Kleidung stetig ansteigt, wird hier immer weiter geforscht und experimentiert. Zum Beispiel hat man angefangen Stoffe aus Algen, Leder aus Ananasblättern, Stoffe aus Holz oder gar Polyester aus recycelten Plastikflaschen zu produzieren. Vor allem aber sollte ein jedermensch anfangen, weniger Kleidung zu konsumieren, second-hand Geschäfte aufzusuchen oder Kleidungstauschmöglichkeiten zu nutzen. Auch hier kann jede einzelne Person etwas ändern um nachhaltig leben.