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Food is Female?

It’s a woman’s world? Von wegen! Für die meisten Frauen in der Landwirtschaft ist die Realität eine andere: Stigmata statt Selbstbestimmung, Doppelbelastung auf dem Feld und in der Familie, Missachtung fundamentaler Menschenrechte und weniger Lohn für die gleiche Arbeit.

In den Ländern des globalen Südens übernehmen Frauen 43% der landwirtschaftlichen Arbeit. Sie säen und pflanzen, gießen und schneiden, ernten und pflügen auf Äckern, die selten ihnen selbst gehören. Gerade mal ein Achtel der fruchtbaren Erde der Welt ist in weiblichem Besitz. Oft sind es gesellschaftliche Regeln, alte Traditionen oder Gesetze, die es ihnen verbieten oder erschweren, Land zu besitzen. Und selbst wo diese Hürden überwunden wurden, kommt Bäuerinnen im globalen Süden ein verschwindend geringer Anteil der landwirtschaftlichen Beratungsdienste und Weiterbildungsangebote zu Gute. Mit weniger Zugang zu Wissen, Saatgut, Düngemitteln und Technologien bleiben ihre Erträge oft geringer als die ihrer männlichen Counterparts. 

Dabei ist die Landwirtschaft besonders für Frauen in ärmeren Ländern die Haupteinkommensquelle. In Süd-Asien und Subsahara-Afrika verdienen über 60% der Frauen, die wirtschaftlich aktiv sind, ihr Geld mit ihrer Arbeit auf dem Feld. Besonders in den exportorientierten Bereichen der industriellen Landwirtschaft, ist die Lohnarbeit überwiegend weiblich. Oft werden sie schlechter bezahlt als Männer, teilweise mit nur halb so viel Lohn. Armut und Hunger betreffen noch immer mehr Frauen und Mädchen als Männer und Jungen.

Je breiter die Geschlechter-Schere auseinander geht, desto größer wären die positiven Effekte von Gleichberechtigung in der Landwirtschaft. Denn mehr Geld in Frauenhänden macht offensichtlich einen Unterschied. Laut der Welternährungsorganisation FAO reichen Frauen 10 Dollar Einkommenssteigerung  um die gleiche Verbesserung der Ernährung ihrer Kinder zu erreichen, für die Männer 110 Dollar brauchen. Erhalten Frauen den gleichen Zugang zu Ressourcen wie Männer, würden sie effektiver ackern. Wenn es ein Patentrezept zur Bekämpfung der Unter- und Fehlernährung gibt, dann ist es das, die Menschenrechte von Frauen zu verbessern

Aber reicht das aus? Wie nachhaltig sind Veränderungen, wenn sie nur auf Profitsteigerung und wirtschaftliche Effizienz ausgerichtet sind?

Feminismus in der Landwirtschaft bedeutet nicht nur, dass Frauen die gleichen Rechte und Vorrausetzungen haben wie Männer. Vor allem muss jede Art von Arbeit anerkannt und wertgeschätzt werden. Zusätzlich zur landwirtschaftlichen Arbeit, sind es überwiegend, wenn nicht gar ausschließlich, Frauen, die unbezahlte Hausarbeit und Care-Arbeit erledigen. In unserer Gesellschaft ist „produktiv“, was Geld bringt. Die notwendige „reproduktive“ Arbeit zur Erhaltung dieser Produktivität wird dabei außer Acht gelassen. Dabei sind Kochen, Putzen, Waschen, Pflege, Erziehung, emotionale Unterstützung, die Instand-Haltung von Beziehungen und sozialen Netzwerken nicht nur ebenso harte Arbeit, ohne sie könnte auch kein Geld verdient werden.

Aktivist*Innen und Wissenschaftler*Innen sind sich einig: Probleme müssen gemeinschaftlich erkannt und bearbeitet werden. Die ganze Arbeit muss gerecht und effektiv aufgeteilt werden. Die Verbesserung der Geschlechterverhältnisse in der Landwirtschaft bedeutet mehr als gerechte Verteilung von Ressourcen und uneingeschränkte Teilnahme der Frauen an der ganzen landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette. Wenn Arbeit auf dem Feld und Arbeit im Haushalt gleichermaßen als essentiell für das Leben angesehen werden, können feministische, agrarökologische Strukturen entstehen, die Bäuerinnen und Bauern auf der ganzen Welt Ernährungssicherheit und Selbstbestimmung garantieren.

Der Gender Acker: Nur 12,8% des Ackerlandes gehört Frauen, aber 37% werden von ihnen bewirtschaftet, vor allem die arbeits- und ernährungsintensiven Flächen. Dafür essen Frauen halb so viel Fleisch und trinken nur ein Drittel soviel Alkohol wie Männer. Der link führt zur Broschüre mit den Details.